Portraits erinnern an sowjetische Kriegsopfer

Anfang Dezember erinnerte Ar.kod.M  auf dem Internationalen Friedhof an 3 sowjetische Kriegsopfer, die von ihren Angehörigen jahrzehntelang gesucht werden. Die Familien hatten Arkod.M um Hilfe bei den Nachforschungen gebeten.

So fragte eine Familie nach Tatjana Martynowna Tereschtschenko und sandte uns ein Foto. Tatajana Tereschtschenko musste in Dortmund Zwangsarbeit leisten. Was ihr geschah, ist bis heute unbekannt. Sie verschwand spurlos, den Angehörigen blieb nur die Erinnerung. Tatjana Tereschtschenko war Zivilarbeiterin in Dortmund. Sie hätte in Dortmund gemeldet sein müssen, über ihr Ableben müsste es eine Sterbeurkunde geben.

Auch Nikolaj Wazhenins Schicksal war unbekannt. Seine Familie hat sehr lange nach ihm gesucht. Nikolaj Wazhenin war Kriegsgefangener, deshalb wurde von der Wehrmacht registriert. Seine Daten sind in einer international zugänglichen Datenbank gespeichert. Er stammt aus dem Altai und geriet bereits in den ersten Tagen nach dem Überfall auf die Sowjetunion in Kriegsgefangenschaft. Seine Registrierungspapiere zeigen den Weg durch die Lager. Er starb Mitte März 1944 im Stalag VI D in Dortmund und wurde auf dem Internationalen Friedhof begraben. Im Sterbebuch für „Russische Kriegsgefangene“, das vom Friedhofsamt der Stadt Dortmund geführt wurde, finden sich Mitte März 1944 mehr als 15 Einträge von Verstorbenen aus dem Stalag VI D mit dem Vermerk „Unbekannt“. Die Namen und damit auch Erinnerungen an die ums Leben gebrachten Menschen aus dem Stalag VI D sollten für immer verschwinden.

Jakow Martynowitsch Pugolowkin war ebenfalls Kriegsgefangener im Stalag VI D. Er arbeitete im Lazarett des Stalag. Ein Mitgefangener berichtete der Familie nach dem Krieg, dass Jakow Pugolowkin aktives Mitglied einer Widerstandsgruppe war. Diese Widerstandsgruppe arbeitete vor allem im Lazarett des Stalag VI D, denn dort wurden nicht nur Schwerkranke behandelt, sondern auch viele Gefangene, die wieder in  Arbeitskommandos im gesamten Regierungsbezirk Arnsberg geschickt wurden. Die Widerstandsgruppe versorgte diese Gefangenen mit Informationen und handgeschriebenen Flugblättern, die diese mit in die Arbeitskommandos nahmen. Ende 1944 wurde die Widerstandsgruppe entdeckt und zerschlagen. Die bekannten Mitglieder wurden verhaftet. Im Februar 1945 unternahm Jakow Pugolowkin einen Fluchtversuch bei dem er verletzt wurde, dann verliert sich seine Spur.

Spurlos verschwinden lassen war die Methode der Nazis auch in den letzten Kriegstagen. Den Gefangenen wurde alles abgenommen, was zu ihrer Identifizierung hätte führen können. Auch von den 300 Ermordeten, derer am Karfreitag in der Bittermark in Dortmund gedacht wird, sind nur 100 namentlich bekannt.  Fast 200 Ermordete sind bisher unbekannt. Es handelt sich vor allem um sowjetische  Bürger*innen. Niemand in Dortmund fragte nach ihnen und wie sie hießen, auch wurde bisher kaum etwas unternommen, um ihre Identität zu ermitteln. Es kann gut sein, dass Jakow Pugolowkin unter den ermordeten unbekannten Widerstandskämpfern ist.

Neue Geschichtsstele auf dem Dasbecker Friedhof in Hamm Heessen

Der Öffentlichkeit wurde, im Rahmen des Gedenkens zum Volkstrauertag, auf dem Dasbecker Friedhof eine Geschichtsstele übergeben, mit der der verunglückten sowjetischen Kriegsgefangenen gedacht wird. In den frühen Morgenstunden des 3. April 1944 ereignete sich auf der Zeche Sachsen eine Schlagwetterexplosion. Insgesamt kamen 169 Bergleute um, 127 fanden ihr Grab unter Tage. Unter den Verunglückten waren 101 sowjetische Kriegsgefangene.

von links Dmitriy Kostovarov, historischer Verein Ar.kod.M; Bezirksbürgermeisterin Erzina Brennecke; Oberbürgermeister Marc Herter; Anton Wolkow, Vizekonsul der Russischen Föderation, Monika Simshäuser, 1.Bürgermeisterin, Pfarrer Matthias David

Auf dem Dasbecker Friedhof in Hamm Heessen befinden sich bisher ein Gedenkstein und eine Platte mit den Namen der verunglückten deutschen Bergleute. Für die verunglückten sowjetischen Bergleute wurde 1947 ein Denkmal errichtet, auf dem ihre Namen verzeichnet waren. Es befand sich auf dem Zechengelände und wurde 1987 abgebaut und zerstört.

Die Bezirksbürgermeisterin Erzina Brennecke erinnerte bei der Übergabe der Geschichtsstelle an das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf den Zechen des Ruhrgebiets Zwangsarbeit leisten mussten. Zuvor hatte auch der Oberbürgermeister Marc Herter in seiner Ansprache zum Volkstrauertag erklärt, das Gedenken zum Volkstrauertag gelte auch den sowjetischen Kriegsopfern.
Die Geschichtstele, die sich in unmittelbarer Nähe zum Gedenkstein für die Verunglückten Bergleute befindet, erinnert an die Menschen, die in Heessen Zwangsarbeit leisten mussten und nennt die Namen der 101 verunglückten sowjetischen Kriegsgefangenen.

Russischer Generalkonsul gedenkt sowjetischer Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg

Am 10. November besuchte der russische Generalkonsul Alexej Alexandrowitsch Dronow den Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund. Er legte am sowjetischen Ehrenmal einen Kranz nieder. Anlass für diesen Besuch war das Gedenken an Nikolai Nowikow, der vor 80 Jahren, am 11. November 1941, auf dem Internationalen Friedhof begraben wurde.

Nikolai Nowikow war der erste sowjetische Kriegsgefangene, dessen Beerdigung auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund dokumentiert ist. Ihm folgten tausende sowjetische Bürgerinnen und Bürger, sie stammten aus allen Sowjetrepubliken. Heute kennen wir 4470 Namen. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich hier begraben sind, ist bis jetzt nicht bekannt.

An Menschen erinnern, nicht an Zahlen

In seiner Ansprache betonte der russische Generalkonsul, wie wichtig das Gedenken an den einzelnen Menschen und sein Schicksal ist.

v.l. Vater Igor; Alexej Dronow, Russischer Generalkonsul; Dr. Stefan Mühlhofer , Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge; Dmitriy Kostovarow, Historischer Verein Ar.kod.M

Nikolaj Nowikow wurde am 20. Mai 1909 geboren, er stammte aus dem Dorf Lugi im Gebiet Leningrad. Er war mit Maria Petrowna Nowikowa verheiratet und in der Landwirtschaft tätig. Im Sommer 1941 wurde er aus einem friedlichen Leben gerissen. Am 11. Juli 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Es folgten viele Wochen in deutschen Lagern. Die Gefangenen erhielten kaum Nahrung und Wasser, keine Unterkunft und keine medizinische Versorgung, dennoch mussten sie lange Fußmärsche bewältigen. Die Verschleppung ins Deutsche Reich geschah in offenen Güterwagen. Der Weg durch die Lager bedeutete für sehr viele Gefangene den Tod. Von Juli 1941 bis Februar 1942 wurden 2.000.000 sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern ums Leben gebracht. Am 16. Oktober 1941 kam Nikolai Nowikow im Lager VI K in der Senne an und wurde dort registriert. Er erhielt die Erkennungsmarken-Nr. 13006. Er wurde nach Dortmund in das Stalag VI D an der Westfalenhalle gebracht. Dort wurde von Gefangenen das Lager C aufbauen, in dem bis 1944 hundertausende sowjetische Kriegsgefangene waren. Viele kamen geschwächt und krank in Dortmund an. Für die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit wurde nichts getan. Nikolaj Nowikow starb am 6. November 1941 im Stalag VI D in Dortmund an der Westfalenhalle und wurde am 11. November auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg, auf Feld 2 begraben. Wo genau sich seinen Grabstätte auf Feld 2 befindet, ist nicht bekannt.

Die Erinnerung an Nikolaj Nowikov soll Mahnung sein

Wie viele Todesfälle es im Jahr 1941 gab, ist nicht bekannt. Bis zum Jahresende 1941 sind offiziell 50 Sterbefälle von sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D in das Sterbebuch eingetragen. Nikolaj Nowikow war einer von ihnen. Ab dem 9. Dezember 1941 ging man dazu über die verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D nicht mehr namentlich einzutragen, es gibt nur noch den Eintrag „Unbekannt“. Die Erinnerung an Nikolaj Nowikow soll so auch Mahnung sein, dauerhafte persönliche Erinnerungen für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg zu schaffen.

Gedenken auf dem Friedhof des Stalag VI K Stukenbrock in der Senne

In diesem Jahr ist es 80 Jahre her, dass Nazideutschland die Sowjetunion überfiel und einen Vernichtungskrieg gegen sie führte. Nach offiziellen Angaben starben 27 Millionen Menschen. 5 Millionen sowjetische Soldaten gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft, von denen mindesten 3 Millionen ums Leben gebracht wurden. Bis zum Februar 1942 kamen zwei Millionen Rotarmisten um. Der Tod von Millionen Menschen wurde durch ein rassistisches und menschenverachtendes Programm der Nazis gerechtfertigt. Im Herbst 1941 befanden sich 350.000 sowjetische Kriegsgefangene im Reichsgebiet, 48.000 im Stalag VI K (326) Senne bei Stukenbrock. Das Stalag VI K war damals ein umzäuntes, unbebautes Areal, die Gefangenen hausten in Erdlöchern. Unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, Hunger, fehlende Versorgung und eine demütigende Behandlung blieb das Schicksal der Gefangenen. Fast 5 Jahre war das Stalag VI K in der Senne ein Ort des Leidens und Sterbens für tausende Kriegsgefangene. Mehr als 350.000 sowjetische Kriegsgefangene durchliefen das Lager. Die Gefangenen wurden aus dem Stalag(Stammlager) VI K ins Ruhrgebiet gebracht und mussten auf Zechen, in Stahlwerken und Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit leisten.

Bis zur Befreiung des Lagers im April 1945 wurden dort  65000 Menschen ums Leben gebracht. „Im April 1945 öffneten sich die Tore des Lagers .Aber nicht allen gelang es, den Tag der “zweiten Geburt“ zu erleben. Dem Blick öffnete sich ein weites Feld mit den Hügeln der unbekannten Gräber. Hier ruht die Bevölkerung einer ganzen Stadt… Wir können nicht so wegfahren beschlossen die ehemaligen Gefangenen. Wir errichten den Kameraden ein Denkmal. Möge es ewig daran erinnern, was Faschismus ist.“ erinnerte sich ein Überlebender.

Geplant ist nun eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung auf dem Gelände des ehemaligen Stalag VI K in Stukenbrock. Bund und Land haben dafür die Mittel zugesagt. In den Redebeiträgen wurde eine Gedenkstätte gefordert, die die Verbrechen der Wehrmacht verdeutlicht,  das Leiden der Gefangenen für die Besucher erlebbar macht und die Rolle der Roten Armee bei der Befreiung vom Hitler-Faschismus würdigt. Die geplante Gedenkstätte muss ein Ort sein, an dem aus der Vergangenheit gelernt werden kann.

Gedenken zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion

Vor 80 Jahren überfiel die deutsche Wehrmacht heimtückisch die Sowjetunion und führte einen Vernichtungskrieg gegen sie. 27 Millionen sowjetische Bürger*innen verloren in diesem Krieg ihr Leben.  Von den 5,7 Millionen sowjetischen Soldaten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren, starben 3,3 Millionen.
Zu den Opfern dieses Vernichtungskrieges gehörten auch Kriegsfangenen, die in Dortmund ums Leben gebracht wurde.  An sie, ihr Leiden und ihren Tod wollten
Dortmunder Vereine und Friedensinitiativen in einer Gedenkstunde am 22. Juni an der Westfalenhalle erinnern. Rund 80 Teilnehmer*innen waren der Einladung gefolgt.

An und in der Westfalenhalle befand sich während des 2. Weltkriegs das Stalag VI D. Mehr als 300.000 Kriegsgefangene durchliefen das Lager. Für sie war das Stalag VI D ein Ort des Leidens und Sterbens. Besonders schwer war das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen. In verschiedenen Beiträgen wurde an die Opfer des Vernichtungskriegs erinnert und daran, dass wir heute eine Verantwortung für Frieden und Versöhnung haben.

Gedenken am 9. Mai

Am 9. Mai erinnerte der Vizekonsul der Russischen Föderation Sergej Dolgopolow, der Bürgermeister Norbert Schilff und Dr. Stefan Mühlhofer mit einem Gedenken auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund an die Opfer des Krieges.


In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 unterzeichnete das Oberkommando der deutschen Wehrmacht in Berlin-Karlshorst vor den Vertretern der Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition die bedingungslose Kapitulation.
Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht Nazideutschlands bedeutete die Befreiung der Menschen in Deutschland und den besetzten Gebieten von der Nazi-Schreckensherrschaft.

Von deutschem Boden war ein Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Völker Europas und insbesondere gegen die Sowjetunion ausgegangen und auf deutschem Boden wurde dieser Krieg beendet. Die Sowjetunion und die Rote Armee hatte einen entscheidenden Anteil am Sieg über Nazideutschland. Doch der Frieden wurde unter unendlichen Opfern errungen. Der zweite Weltkrieg forderte mehr als 60 Millionen Menschenleben. Nach offiziellen Angaben starben 30 Millionen Menschen auf sowjetischer Seite, die genaue Zahl der Opfer ist bis heute nicht erforscht.

In Dortmund auf dem Internationalen Friedhof sind mehrere tausenden sowjetische Bürger*innen begraben, die zur Zwangsarbeit verschleppt und ums Leben gebracht wurden.
Wir wollen in den nächsten Wochen an diese Menschen erinnern, dazu werden wir auf unserer Website den Lebensweg von sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf dem Internationalen Friedhof begraben sind, beschreiben.

Gedenkstunde auf dem Dasbecker Friedhof

In den frühen Morgenstunden des 3. April 1944 ereignete sich in Heessen auf der Zeche Sachsen, im Flöz Präsident, eine Schlagwetterexplosion. 169 Bergleute kamen damals ums Leben, darunter auch 113 ausländische Kumpel.

Der historische Verein Ar.kod.M. e.V. und der Allgemeine Knappenverein „Glück Auf“ Hamm-Nordenfeldmark Heessen 1907 e.V. erinnerten mit einem Gedenken am 3. April am Gedenkstein auf dem Dasbecker Friedhof an das Bergwerksunglück und an das Schicksal der Bergleute.  An dem Gedenken nahmen auch die Vertreter*innen der Stadt Hamm, des Stadtbezirks Heessen und der Gewerkschaft IGBCE teil.

Gedenken am Karfreitag 2021

Mit einer Gedenkstunde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund erinnerte der Historische Verein Ar.kod.M e.V.,  gemeinsam mit dem Förderverein Gedenkstätte Steinwache-Internationales Rombergpark Komitee und der VVN-BdA,  an die Menschen, die in Dortmund Zwangsarbeit leisten mussten und hier ums Leben gebracht wurden. Wegen der Corona-Pandemie fand das Gedenken in kleinem Kreis statt.

Ar.kod M gedachte mit 2 Transparenten der sowjetischen Kriegsopfer.  Die Transparente tragen die Namen und Portraits von 12 sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf dem Internationalen Friedhof begraben sind. Die meisten sowjetischen Kriegsopfer wurden anonym begraben. Inzwischen ist es gelungen 4473 Namen zu ermitteln. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg begraben sind, ist bis heute unbekannt.

Auch das alljährliche Gedenken in der Bittermark fand in diesem Jahr in kleinem Kreis statt.  In der Bittermark und im Rombergpark wurden in den letzten Tages des Krieges mehr als 300 Menschen grausam ermordet. Sehr viele waren Menschen aus der Sowjetunion, die in Dortmund und Umgebung Zwangsarbeit leisten mussten. Ihnen fehlte es an Nahrung, Kleidung und medizinischer Versorgung, sie waren zudem rassistischer Verfolgung ausgesetzt. Bereits kleinste Vergehen wurden mit dem Tode bestraft. Die Namen der sowjetischen Opfer  sind bis heute nicht bekannt. Die Listen der Gestapo verzeichnen aber mehr als 80 Namen von sowjetischen Kriegsgefangenen und Zivilarbeiter*innen, die im Frühjahr 1945 den Vermerk entlassen tragen. Dieser  Vermerk war ein Todesurteil.   

Ar.kod M e.V. erinnerte mit einer Kranzniederlegung und einem Transparent  an die Ermordeten  der Bittermark.

Tag des Erinnerns

Der Tag des „Unbekannten Soldaten“ wird in Russland und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion 3. Dezember gegangen. An diesem Tag erinnert man sich an die Menschen, die für Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Heimat gefallen sind, deren Todesumstände aber unbekannt sind.
Dass es sich nicht um ein Gedenken fremder Menschen in einem fernen Land handelt, das uns nichts angeht, wird deutlich, wenn wir den Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund besuchen. Die sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Stalag VI D an der Westfalenhalle ums Leben gebracht wurden, begrub man hier namenlos. Den Familien war das Schicksal und die Todesumstände der Verstorbenen für Jahrzehnte nicht bekannt.

I

Inzwischen ist es dem historischen Vereins Ar.kod.M gelungen, etwa 2500 Namen von sowjetischen Bürger*innen zu ermitteln, die auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund begraben sind. Anlässlich des Gedenktags brachte der historische Verein 3 Tafeln dort an. Sie zeigen das Portrait und den Namen von sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf diesem Friedhof begraben sind. Der Verein will so 3 Menschen einen Name und ein Gesicht geben, beispielhaft für die Tausenden Toten, die hier liegen und an die weder ein Kreuz noch eine persönliche Inschrift erinnert.

Pawlowskij, Alexej Grigorjewitsch

wurde am 18.10.1909 in Kursk geboren. Sein letzter Wohnort war im Gebiet Woronesch im Dorf Nikolaewka, von Beruf war er Schlosser.
Am 11.06.1942 geriet er im Gebiet Orel in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Er wurde im Stalag (Stammlager) VI-K, Stukenbrock-Senne, registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 111009. Man brachte ihn von dort in das Stalag VI D nach Dortmund, dann nach Hemer in das Stalag VI A und schließlich in das Arbeitskommando 470/2250 Lager Langenruthe, Kalkwerke Letmathe.
Am 10.11.43 floh er, wurde aufgegriffen und in das Arbeitskommando 754 Dorstfeld, ein Straflager, gebracht. Bei einem erneuten Fluchtversuch am 22.12.1943  wurde er erschossen und am 23.12.1943 auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 3 beerdigt. Er war 34 Jahre alt

Samusew, Grigorij Wasiljewitsch

wurde am 03.02.1922 in Smolensk geboren. Sein letzter Wohnort war im Gebiet Smolenskaja, im Dorf Schewantino, er arbeitete in der Landwirtschaft.
Im Oktober 1941 geriet er bei Kiew in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er war verwundet.

Er wurde im Stalag  VI-K, Stukenbrock-Senne, registriert und erhielt der Erkennungsmarkennummer 135357. Man brachte ihn Ende September 1943 in das Stalag VI-A nach Hemer und von dort zur Arbeit in das Arbeitskommando 762, Zeche Ickern (Castrop-Rauxel, Waltrop). Am 5.01.1944 kam er in das Lagerlazarett. Am 26.01.1944 nach Bocholt in das Stalag VI-F, einen Monat später nach Dortmund in das Stalag VI-D an der Westfalenhalle und von dort in das Arbeitskommando 3056 in Dortmund Eving. Am 25.03.1944 starb er und wurde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund auf Feld 7 begraben. Er war 22 Jahre alt.

Kolbin, Daniil Romanowitsch

wurde 1904 im Gebiet Kirow, im Dorf Tschura geboren. Sein letzter Wohnort war auf der Krim im Gebiet Feodosija, im Dorf Koktebel. Er war verheiratet und hatte 2 Kinder.

Wann er in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet ist nicht bekannt, ebenso sein Weg durch die Lager und die Umstände seines Todes. Gestorben ist er am 13.01.1945. Er wurde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund auf Feld 8 begraben. Er war 41 Jahre alt.

Gedenken zum Volkstrauertag auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund

Der Historische Verein Ar.kod.M und der Förderverein Gedenkstätte Steinwache-Internationales Romberg-Park-Komitee erinnerten anlässlich des Volkstrauertages mit einem Gedenken auf dem Internationalen Friedhof an die polnischen, serbischen und sowjetischen Kriegsopfer, die dort begraben sind. Diese Kriegsopfer mussten in Dortmund Zwangsarbeit leisten und kamen hier zu Tode. Tausende sowjetische Kriegsgefangene wurden auf dem Internationalen Friedhof anonym begraben. Ein Banner mit 12 Portraits sollte einigen dieser Menschen ein Gesicht und einen Name geben.