Unsere Suchaktion wird fortgesetzt

Zum diesjährigen Gedenken an Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion, am 22 Juni 1941, kamen mehrere Organisationen in Siegburg auf dem Südfriedhof zusammen. Für diese Veranstaltung wird dort jedes Jahr etwas Besonderes geplant, so auch in diesem.

Die Stadt Siegburg hat, wie viele andere Städte auch, mehrere Grabstätten sowjetischer Bürger. Auf dem Südfriedhof gibt es einige Felder mit „russischen“ Gräbern. Wir wurden von einer Partnerorganisation eingeladen gemeinsam den Nachlass eines Siegburgers für weitere Recherchen zu übernehmen. Die Witwe und die Tochter des Verstorbenen, die selbst keine Recherchen anstellen wollten, haben das Archiv im Rahmen der Veranstaltung an Interessierte übergeben.

„Wie so oft, wurde das Gräberfeld von einem unserer Landsleute zufällig entdeckt. Zahlreiche alte Grabsteine befanden sich auf dem Friedhof, die einen verwahrlosten Eindruck machten“, so berichtete die Ehefrau. Aber dieser Zustand und die verwitterte Schrift auf den Grabsteinen war auch hier der Grund für Nachforschungen. Mehrere Jahre hat sich der Familienvater mit der Instandsetzung der Grabsteine und der Suche nach den Namen der Verstorbenen beschäftigt. Selbst als er schon im Rollstuhl saß, hat er die Inschriften auf den Grabsteinen ausgebessert. In Archiven fand er viele Dokumente und er machte einige Familienangehörige der Verstorbenen ausfindig. Trotz vieler Erfolge ist es ihm nicht gelungen alle Informationen zusammenzutragen und die Grabstätte bei der Stadt Siegburg und bei der Botschaft der Russischen Föderation registrieren zu lassen.

Und doch ergab sich ein Gegensatz zwischen dem Charakter der Veranstaltung auf dem Südfriedhof und ihrem traurigen Anlass, dem Überfalls der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Dieser Vernichtungskrieg kostete 27 Millionen sowjetische Bürgerinnen und Bürger das Leben. Mehr als 100 von ihnen liegen in Siegburg auf dem Südfriedhof.

Unter Tränen und mit großer Ergriffenheit übergab die Ehefrau alle Papiere an die eingeladenen Organisationen. Wir versprachen weitere Suchaktionen.

Bei Durchsicht der Dokumente stellten wir fest, dass sich darunter auch einige „weiße Listen“ mit mehreren Anmerkungen aus dem Archiv der Stadt Siegburg befanden. Die „weiße Liste“ ist ein Registrierungspapier für Grabstätten von Kriegsopfern, das in der Nachkriegszeit vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erstellt wurde.
Die Bearbeitung der Unterlagen zeigte Unerfahrenheit im Umgang mit Dokumenten. Die Liste enthielt für jeden Namen eine sehr wichtige Information, der bisher nicht nachgegangen wurde. Hinter fast allen Namen war eine Erkennungsmarken-Nummer vermerkt. Bei ihrer Registrierung in den Lagern erhielten die Kriegsgefangenen eine Erkennungsmarke mit einer Nummer. Diese Nummer ersetzte für immer alle persönlichen Daten, wie z.B. den Namen. Die Erkennungsmarke musste immer am Körper getragen werden. Über eine solche Nummer kann man in der Datenbank bei OBD-Memorial unmittelbar auf die persönlichen Daten des Verstorbenen zu greifen. Eine weitere wichtige Information fehlte – der Vatername. So haben wir weitere Recherchen angestellt.

Zwar konnte keine vollständige Namensliste mit Korrektur der Namen erstellt werden, aber es war möglich zehn „Unbekannten“ Name zu geben. Jetzt können 110 Kriegsopfer des Zweiten Weltkriegs und 12 Opfer des Ersten Weltkriegs ordentlich registriert werden. Vielleicht wird in Zukunft eine neue Stele mit den vollständigen Namen einen Platz auf diesem Friedhof findet. Dazu wäre aber der politische Wille der russischen und deutschen Seiten erforderlich.

Sehr symbolisch ist, dass sich das Grab des Urhebers der Suche in der Nähe dieses Feld befindet.