Mark Twerdochlebow

Er stammte aus dem Gebiet Stalino (dem heutigen Donezk) Von Beruf war er Bergmann. Er war verheiratet.
Am 17. Juni 1942 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Herbst 1942 brachte man ihn in das Stalag VI K (326) Senne. Dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 95605.
Man brachte ihn in das Stalag VI A Hemer und dann in das Arbeitskommando 755R Zeche Hansemann in Dortmund Mengede. Er erlitt am 2. Oktober 1943 einen Arbeitsunfall und wurde an der Hand verletzt. Am 15. Februar 1944 erlitt er bei einem Arbeitsunfall schwere Quetschungen am Körper, an denen er starb. Zwei Tage später wurde er auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 7 beerdigt. Er war 31 Jahre alt.

Stepan Iwanowitsch ist unser Verwandter

Der Historische Verein Ar.kod.M erhielt vor kurzem eine Nachricht in der stand: „In einer von Ihnen erstellten Namensliste für den internationale Friedhof Dortmund, haben wir den Namen unseres Großvater gefunden. Leider ist der Name falsch geschrieben- Rebuschapka, aber alle anderen Daten sind eindeutig vom ihm. Stepan Iwanowitsch ist unser Verwandter“. Der Nachricht war seine Photographie beigefügt. Stepan Rjaboschapka starb am 1. Februar 1943 in Dortmund.

Er stammte aus dem Gebiet Odessa, wo er 1898 geboren wurde. Im Sommer 1941 wurde er zur Roten Armee eingezogen. Im Sommer 1942 war er in Rostow am Don. Dort tobte eine erbitterte Schlacht. Die Rote Armee versuchte die Stadt, die sie im Herbst 1941 von der deutschen Wehrmacht zurückerobert hatte, zu verteidigen, musste sich aber Ende Juli geschlagen geben. Stepan Rjaboschapka geriet am 14. Juli 1942 bei der Verteidigung Rostows in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn in das 1000 km entfernte Stalag 358 Schitomir. Die Gefangenen mussten lange Fußmärsche zurücklegen. Sie erhielten kaum Verpflegung und Wasser. Der Transport mit der Bahn geschah oft in offenen Waggons. Von Stalag 358 Schitomir brachte man ihn für den Arbeitseinsatz im Ruhrgebiet in das 1500 km entfernte Stalag 326 Senne.  Nach den Strapazen eines taglangen Transports ohne ausreichende Nahrung in überfüllten Waggons in sommerlicher Hitze waren die Männer geschwächt, fast verhungert und verdurstet. Vom Stalag 326 kam er nach Dortmund in das Stalag VI D, um zur Arbeit in den Stahlwerken und Rüstungsbetrieben in Dortmund und Umgebung eingesetzt zu werden. Stepan Rjaboschapka starb am 1. Februar 1943 nach nur 201 Tagen in deutscher Kriegsgefangenschaft. Man begrub ihn auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg. Er war 45 Jahren alt und hinterließ eine Ehefrau und 6 Kinder, seine jüngste Tochter war 6 Jahre alt als sie ihren Vater verlor. Elena Rjaboschapka und ihre Kinder blieben jahrzehntelang im Ungewissen. Sie hatten keine Nachricht von ihrem Ehemann und Vater.

Erst nach 80 Jahren fand seine Familie in einer Liste sowjetischer Kriegsopfer des Internationalen Friedhofs in Dortmund seinen Namen. Seine Enkeltochter Natalja wandte sich an den Historischen Verein Ar.kod.M und bat in ihrer Nachricht auch: „Senden Sie uns ein Foto von seinem Grab. Seine Tochter, das letzte von 6 Kindern, lebt heute noch in der Region Odessa. Sie ist 86 Jahre alt und würde sich sehr über ein solches Foto freuen. Meine Schwester lebt zur Zeit in Flensburg und würde gerne irgendwann nach Dortmund kommen, um das Grab zu besuchen.“

Stepan Iwanowitsch Rjaboschapkas  Grab liegt am baumbestandenen, efeubewachsenen Rand des Internationalen Friedhofs am Rennweg in Dortmund. Dort erinnert nun eine Photographie mit seinem Namen an ihn.

Die Geschichte des Iwan Semjenowitsch Artemenko

Im April 2023 war Anatoli Artemenko in der Gedenkstätte Stalag 326 zu Gast. In einem bewegenden Vortrag schilderte er das Leben seines Großvater Iwan Semjenowitsch Artemenko, der im Stalag 326 als sowjetischer Kriegsgefangener inhaftiert war.

Iwan Semjenowitsch Artemenko wurde am 2. Februar 1904 im Dorf Ljubjanka im Gebiet Kiew, in der Ukraine, geboren. Er hatte 3 Brüder. Seine Familie besaß damals eine größere Landwirtschaft. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde in den 1920ziger Jahren kollektiviert. Iwan arbeitet danach auf der Kolchose. Er erwarb Kenntnisse in der Landwirtschaft und darüber hinaus entwickelte er in verschiedenen Gewerken handwerkliche Fähigkeiten, zum Beispiel bei der Herstellung von Keramiken und als Zimmermann. Mit seiner Ehefrau Maria hatte er 3 Söhne und ein Tochter.

Quelle: Gedenkstätte Stalag 326

Soldat in der roten Armee

Im Sommer 1941, nachdem Hitlerdeutschland die Sowjetunion überfallen hatte, wurde Iwan Artemenko zum Militärdienst in die Rote Armee einberufen und bei der Verteidigung Kiews eingesetzt.
Die Schlacht um Kiew begann Mitte August 1941. Kiew wurde eingekesselt. Ende September war die Rote Armee geschlagen. Die Wehrmacht besetzte Kiew und die große Teile der Ukraine. Hunderttausende Rotarmisten gerieten in Kriegsgefangenschaft. Lange Fußmärsche, keine Verpflegung, campieren auf freien Feld, Hunger und Durst, Krankheiten und Seuchen führten dazu, dass mehr als 130000 kriegsgefangenen Rotarmisten der Kesselschlacht um Kiew in den folgenden Monaten umkamen. Verwundete hatten kaum eine Überlebenschance.

Untergetaucht in der besetzten Ukraine

Auch Iwan Artemenko wurde verwundet. Er erlitt eine Verletzung am Bein. Zu seinem Glück geriet er nicht in Kriegsgefangenschaft. Er hielt sich versteckt und wurde von einer Krankenschwester gesundgepflegt. Für ihn war es lebensgefährlich in von der Wehrmacht besetzten Gebieten unterzutauchen. Und ebenso war es sehr gefährlich für die Menschen, die ihn versteckt hielten und gesund pflegten, versprengte Rotarmisten zu verbergen und zu unterstützen.
Nach seiner Gesundung kehrte er im Frühjahr 1942 in sein Dorf zurück. Auch das Kiewer Gebiet, in dem sein Dorf lag, war von Deutschland besetzt. Er musste sich nach seiner Rückkehr weiterhin versteckt halten. Das war möglich, weil sein Cousin Bürgermeister des Dorfes war. Im Herbst 1943 wurde das Gebiet Kiew von der Roten Armee befreit.

Wieder in der Roten Armee

Zwar war nun die Zeit der Heimlichkeit und des Versteckens vorüber, aber er musste erneut Soldat werden. Am 22. Juni 1944 begann die Offensive der Roten Armee auf allen Fronten. An der Ukrainischen Front, wo Iwan Artemenko Soldat war, begann am 13. Juli die militärische Operation zur Rückeroberung Lembergs.
Er nahm an dieser Offensive teil und erlitt eine Verletzung an der Schulter. An den Kämpfen war auch die SS beteiligt, die verwundete Rotarmisten bei der Gefangennahme sofort tötete. Iwan entging nur knapper mit Not seiner Ermordung durch die SS, indem er sich bei dem Erschießungskommando totstellte. Bei seiner Einheit nahm man jedoch an, er sei tot und übermittelte seiner Ehefrau die Nachricht, dass er am 25. Juli gefallen sei.

In Kriegsgefangenschaft geraten

Am 30. Juli geriet er bei Sambor in deutsche Kriegsgefangenschaft. Zunächst brachte man ihn in das Stalag 367 Wartheland, einem Zweiglager des Stalag 367 Tschensdochau. Dort wurde er als verwundet registriert. Auf seiner Personalkarte I ist der Vermerk  „vulnus sclop et fractura humerid“, das heißt er hatte eine Schusswunde und eine Fraktur der Schulter erlitten. Wegen der herannahenden Front wurde das Stalag 367 im August 1944 aufgegeben.

Personalkarte 1 von Iwan Semjenowitsch Artemenko, Quelle Gedenkstätte Stalag 326

Kriegsgefangener im Stalag 326

Am 18. August kam Iwan im Stalag 326 Stuckenbrock an. Man brachte ihn zunächst ins Lazarett, wo er von sowjetischen Ärzten, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, behandelt wurde. Nach Berichten von Zeitzeugen aus dem Lagerlazarett des Stalag 326 hatten die sowjetischen Ärzte das Ziel mit allen Mitteln das Leben möglichst vieler Kriegsgefangener zu erhalten. Die Ärzte taten alles um Erkrankte und Verletzte solange wie mögliche  im Lazarett zu behalten

Doch im Oktober 1944 wurde Iwan aus dem Lazarett entlassen und kam ins Lager. Die Lebensbedingungen waren hart, die Verpflegung war völlig unzureichend: morgens ein Stück Brot und Marmelade, mittags eine Wassersuppe, der sogenannte Balanda. Viele Gefangene versuchten durch die Herstellung von Kleidung oder kunsthandwerklichen Gegenständen, die sie gegen Essen eintauschen konnten, ihre Verpflegung aufzubessern. Auch Iwan versuchte das und nähte Hüte, die er durch den Stacheldrahtzaun gegen Brot eintauschte. Dabei wurde er von einer deutschen Bäuerin bemerkt. Sie erreichte, dass er auf ihrem Hof arbeiten konnte. Für ihn war das die Rettung, wie er später seiner Familie berichtete. Im Winter, wenn die Bauern weniger zu tun hatten, besserten sie ihr Einkommen durch die Herstellung von Blechspielzeug in Heimarbeit auf. Er half bei der Heimarbeit und in der Landwirtschaft. So haben ihm seine landwirtschaftlichen Kenntnisse und sein handwerkliches Geschick das Überleben gesichert.
Am 2. April 1945 wurde das Stalag 326 von US-Truppen besetzt. Amerikanische Offiziere führten mit den Gefangenen Interviews und berichteten ihnen, dass die aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Rotarmisten mit Verfolgung rechnen müssten. Sie boten die Emigration in die USA an. Doch Iwan wollte in seine Heimat und zu seiner Familie zurückkehren. Seine Familie wurde im April 1945 von der Nachricht über sein Überleben überrascht. Sie hatten in für Tod gehalten und schon eine Trauerfeier für ihn geplant.

Rückkehr in die Heimat

Nach seiner Entlassung aus dem Stalag 326 wurde er nach Kiew gebracht. Von dort war es nicht weit bis zu seinem Dorf Ljubjanka. Doch eine Rückkehr zu seiner Familie und in sein Dorf bedeutet das nicht. Er kam, wie die meisten Rotarmisten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren, in ein Filtrationslager, wo er befragt und überprüft wurde. Einmal erhielt er die Erlaubnis seine Familie zu besuchen. Dann brachte man ihn in ein Arbeitslager in den Donbass. Wieder half ihm sein handwerkliches Geschick. Er musste nicht auf den Zechen oder in den Stahlwerken des Donbass arbeiten. Er arbeitet als Keraminkmeister in einer Töpferei , wo Haushaltsgeschirr hergestellt wurde. Erst nach dem Tod Stalins erhielt er die Erlaubnis zu seiner Familie zurückzukehren. In all den langen Jahren im Lager war nie Anklage gegen ihn erhoben worden.
Nach seiner Rückkehr arbeitete er in seinem Dorft Ljubjanka als einfacher Arbeiter. Er betreute die Pferde im Kolchos. Mit seinem Sohn, der in Tchernobyl lebte, baute er ein Haus.

Anatoli Artemenko im Gespräch mit Dmitriy Kostovarov

Erinnerungen an den Großvater

Seine Enkelkinder besuchten ihn in den Sommerferien. Sein Enkel Anatoli erinnert sich an unbeschwerte Ferien im Dorf bei seinen Großeltern, wenn er mit den anderen Kindern die Wälder und Wiesen durchstreifte, im nahegelegenen Bach fischte oder mit dem Großvater die Pferde versorgte. Der Großvater betrieb im Nebenerwerb eine Töpferwerkstatt, wo er Haushaltsgeschirr, Teller, Tassen, Schüsseln und Krüge, herstellte. Er lehrte auch seine Enkel das Töpfern und in den Ferien begleiteten ihn seine Enkel oft, wenn der Großvater sein Geschirr auf dem Markt in Tschornobyl verkaufte.
So erinnert sich Anatoli Artemenko an den Großvater.
Von der Zeit seiner Gefangenschaft im Stalag sprach der Großvater selten, doch wenn er über seine Gefangenschaft sprach, erzählte er von der Zeit, in der auf dem Hof der deutschen Familie lebte.
Seine Enkelkinder besuchten ihn in den Sommerferien. Sein Enkel Anatoli erinnert sich an unbeschwerte Ferien im Dorf bei seinen Großeltern, wenn er mit den anderen Kindern die Wälder und Wiesen durchstreifte, im nahegelegenen Bach fischte oder mit dem Großvater die Pferde versorgte. Der Großvater betrieb im Nebenerwerb eine Töpferwerkstatt, wo er Haushaltsgeschirr, Teller, Tassen, Schüsseln und Krüge, herstellte. Er lehrte auch seine Enkel das Töpfern und in den Ferien begleiteten ihn seine Enkel oft, wenn der Großvater sein Geschirr auf dem Markt in Tschornobyl verkaufte.
So erinnert sich Antatoli Artemenko an den Großvater.

Von der Zeit seiner Gefangenschaft im Stalag sprach der Großvater selten, doch wenn er über seine Gefangenschaft sprach, erzählte er immer von der Zeit, in der auf dem Hof der deutschen Familie lebte.

Späte Anerkennung

Eine Anerkennung für seine Zeit in der Roten Armee und die Teilnahme am Krieg erhielt er erst am Ende seines Lebens, Mitte der 1960ziger Jahre. Man überreichte ihm eine Medaille als Auszeichnung. Eine Entschädigung oder Entschuldigung von deutscher Seite erhielt Iwan Artemenko, er wie vielen tausend andere sowjetische Kriegsgefangenen, nie. Erst 2015 sprach der Deutsche Bundestag den überlebenden sowjetischen Kriegsgefangenen eine symbolische Entschädigung zu, da lebten nur noch 3000 von ihnen.

Erinnerung an Wassili Josifowitsch Gaschto

Die Familie Gaschto besuchte in Erinnerung an ihren Urgroßvater Wassili Josifowitsch Gaschto die Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A und den Friedhof am Höcklinger Weg.
Die Familie lebt derzeit in Krefeld. Sie stammt aber aus Mariupol und musste wegen des Krieges in der Ukraine nach Deutschland fliehen. Ihr Urgroßvater hatte als sowjetischer Kriegsgefangener auf der Henrichshütte in Hattingen Zwangsarbeit geleistet und war im Stalag VI A gestorben. Irina Gaschto fand nach längerer Recherche die Personalkarte von Wassili Gaschto. Auf einer Internetplattform sammelte sie weitere Informationen. Nach ihrer Ankunft in Deutschland fasste die Familie den Plan das Grab ihres Urgroßvaters besuchen. Sie statteten auch der Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A Hemer einen Besuch ab.

Wassili Josifowitsch Gaschto

Wassili Gaschto stammte aus dem Dorf Kasatschi im Gebiet Rostow. Dort wurde er am 24. Juni 1899 geboren.
Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion wurde auch er eingezogen. Im Frühjahr und Sommer 1942 befand sich die Rote Armee auf dem Rückzug. Wassili Gaschto geriet am 8. Mai 1942 bei Feodosia auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn wie tausende andere in das Stalag VI K in der Senne, da wurde er registriert. Am 1. August kam er in das Stalag VI A nach Hemer und am 3. August in das Arbeitskommando 1558 auf die Henrichshütte nach Hattingen. Am 8. September kehrte er, bereits schwer erkrankt, nach Hemer zurück.

Mahnmal auf dem Friedhof am Höcklinger Weg in Hemer

Nach kurzer Zeit im Stalag VI A starb Wassili Gaschto am 10. September 1942 an Herzschwäche. Tagelange Fußmärsche ohne Verpflegung und Erholungspausen, lange Zugfahrten in offenen Waggons, Hunger und Durst, die fehlende medizinische Versorgung und die harte Arbeit auf der Henrichshütte hatten seine Gesundheit schnell zerrüttet. Man begrub ihn am 11. September 1942 in einem Massengrab auf dem Friedhof am Höcklinger Weg. Wassili Josifowitsch Gaschto wurde 43 Jahre. Er hinterließ eine Ehefrau und mehrere Kinder.

Gedenken an die verunglückten Bergleute auf Zeche Sachsen

Auf Einladung des Knappenvereins Heessen fand auf dem Dasbecker Friedhof eine Gedenkstunde zur Erinnerung an das Grubenunglück auf Zeche Sachsen statt.

Am 3. April 1944 ereignete sich im Flöz Präsent durch Entzündung eines Gas-Luft-Gemischs eine Schlagwetterexplosion. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten 80 Bergleute im Streb, 76 sowjetische Kriegsgefangene und 4 deutsche Arbeiter. Weitere 52 Bergleute, 25 deutsche Arbeiter, 18 sowjetische Kriegsgefangene und 12 polnische und sowjetische Zivilarbeiter waren im Streckenvortrieb und in der Strebförderung beschäftigt. Bei Rettungs- und Löscharbeiten starben weitere Bergleute. Dieses Grubenunglück war das schwerste, das sich je auf der Zeche Sachsen ereignete. Die schreckliche Bilanz waren 169 Tote, 127 fanden ihr Grab unter Tage.

An der Gedenkstunde auf dem Dasbecker Friedhof nahmen der Oberbürgermeister der Stadt Hamm, Marc Herter, und die Bezirksbürgermeisterin des Stadtbezirks Hamm-Hessen, Erzina Brenneke, teil und ein Vertreter der Gewerkschaft IGBCE . In ihren Ansprachen wiesen sie darauf hin, dass der Berg keine Nationalitäten kennt. Gemeinsam fanden die Bergleute bei dem verheerenden Grubenunglück am 3. April 1944 unter Tage den Tod und viele von ihnen auch ein gemeinsames Grab.

Stellvertretende für die Verstorben stellen wir Seinal Aliew vor, der am 3. April auf Zeche Sachsen anfuhr und bei dem Grubenunglück starb.

Seinal Aliew wurde 1898 in der SSR Aserbaidschan geboren und ist Landarbeiter.

Anfang Juli 1942 gerät er bei Stary Oskol unweit von Woronesch in Kriegsgefangenschaft. Er kommt zunächst in das Kriegsgefangenenlager Stalag 339 bei Kiew. Ende Februar 1943 bringt man ihn in das Stalag IX B Fallingbostel, wo er Registrierungspapier erhält. Dort muss er in zwei verschiedenen Arbeitskommandos Zwangsarbeit leisten.

Am 4. September 1943 verlegt man ihn in das Stalag VI K Senne und am 8. September in das Arbeitskommando 506R Zeche Sachsen.

Die Befreiung des Stalag 326

Am Nachmittag des 2. April 1945 wurde das Stalag 326 (VI K) Stukenbrock in der Senne befreit. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich im Lager etwa 10.000 Kriegsgefangene, darunter etwa 1000 Kranke im Lazarett. Für die Bewachung des Lagers waren nur noch etwa 50 Wehrmachtssoldaten zurückgeblieben. Ab dem 20. März waren amerikanische Truppen an das Lager herangerückt. Aufseiten der Wehrmacht gab es verschiedene Auffassungen wie mit dem Stalag umgegangen werden sollte. Einerseits bestand die Auffassung, das Lager mithilfe der in Augustdorf stationierten SS zu verteidigen, andererseits gab es die Auffassung, das Lager kampflos zu übergeben. Dadurch war das Lager aber von deutscher Seite praktisch führerlos geworden. Die deutsche Lagerleitung hatte auch die Versorgung der Kriegsgefangenen eingestellt, obwohl noch Lebensmittelmittel im Lager waren.

Stalag 326

Im Lazarett des Stalag hatte sich Ende März bereits eine Initiativgruppe bestehend aus sowjetischen Offizieren gebildet, der unter anderen Oberst Kurinin und die Militärärzte Siltschenko und Matwejew angehörten. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt gewissermaßen die Leitung des Lagers übernommen und baten um eine Unterredung mit dem deutschen Lagerkommandanten. Diese Unterredung fand am Vormittag des 2. Aprils statt. Die sowjetische Delegation forderte unter anderem die sofortige Versorgung und die künftige Selbstversorgung der Gefangenen mit Lebensmitteln sowie die Übergabe des Lagers in die Verwaltung der sowjetischen Initiativgruppe. Der Militärarzt Oberstleutnant  Matwejew berichtet über diese Unterredung: „Wir erläuterten dem deutschen Lagerkommandanten, dass die Gefangenen kein Brot bekämen und die Küche aufgehört habe, Essen zuzubereiten, so dass die Gefangenen durch den Hunger bis zum Äußersten gebracht würden. Der deutsche Oberst war gezwungen, uns zuzustimmen in Bezug auf die Unhaltbarkeit der geschaffenen Lage und gab in unserer Anwesenheit den Befehl, für die Gefangenen Nahrungsmittel auszugeben. Dieser Befehl wurde sofort ausgeführt, denn  als wir nach der Zusammenkunft mit dem Kommandanten durch die Baracken gingen, um die Gefangenen zu beruhigen und ihnen zu sagen, dass die Befreiung nahe sei, wurde zu dieser Zeit bereits Brot, Zucker und Margarine verteilt.“

Lagerführung des Stalag 326 nach der Befreiung

Um 14.00 Uhr erreichten die amerikanischen Truppen das Lager. In den folgenden Tagen organisierten die Amerikaner die Versorgung für die ehemaligen Kriegsgefangenen. „Es gab Dauerkeks, Büchsenmilch, Fruchtkonserven, Milchpulver und anderes“ berichtete G.M. Matwejew. Die Ernährung für die ehemaligen Gefangenen verbessert sich, sie wurden neu eingekleidet und jeder erhielt ein Bett mit Bettzeug. Die Kranken wurden in Krankenhäuser verlegt. Die Initiativgruppe übernahm die Organisation des Lagers.


Am Tag nach der Befreiung ging die neue Lagerführung auf den Friedhof der Kriegsgefangenen in Stukenbrock. Der Militärarzt Siltschenko schildert, was sie sahen: „36 große Massengräber, jedes 116 Meter lang und 2,20 Meter breit, die sich auf freiem Feld befanden. Die Grabhügel waren 10 bis 12 cm hoch und ragten kaum über die Erde. Eines der Gräber war noch nicht zugeschüttet, und man sah die Leichen, manche völlig nackt, manche in Papiersäcken, in sechs Schichten übereinander…Die Führung fasste den Entschluss, das Andenken an die zu früh umgekommenen Sowjetsoldaten zu verewigen“ So fertigte der Künstler A.A. Mordan, der selbst Gefangener des Lagers 326 war, einen Entwurf für ein Ehrenmal an.

Die Fotos und die Zitate der Zeitzeugenberichte sind dem Buch „Das Lager 326, Augenzeugenberichte, Fotos, Dokumente“, Herausgeber Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock, Porta Westfalica, 1988, entnommen

Gedenken auf dem Friedhof des Stalag VI K Stukenbrock in der Senne

In diesem Jahr ist es 80 Jahre her, dass Nazideutschland die Sowjetunion überfiel und einen Vernichtungskrieg gegen sie führte. Nach offiziellen Angaben starben 27 Millionen Menschen. 5 Millionen sowjetische Soldaten gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft, von denen mindesten 3 Millionen ums Leben gebracht wurden. Bis zum Februar 1942 kamen zwei Millionen Rotarmisten um. Der Tod von Millionen Menschen wurde durch ein rassistisches und menschenverachtendes Programm der Nazis gerechtfertigt. Im Herbst 1941 befanden sich 350.000 sowjetische Kriegsgefangene im Reichsgebiet, 48.000 im Stalag VI K (326) Senne bei Stukenbrock. Das Stalag VI K war damals ein umzäuntes, unbebautes Areal, die Gefangenen hausten in Erdlöchern. Unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, Hunger, fehlende Versorgung und eine demütigende Behandlung blieb das Schicksal der Gefangenen. Fast 5 Jahre war das Stalag VI K in der Senne ein Ort des Leidens und Sterbens für tausende Kriegsgefangene. Mehr als 350.000 sowjetische Kriegsgefangene durchliefen das Lager. Die Gefangenen wurden aus dem Stalag(Stammlager) VI K ins Ruhrgebiet gebracht und mussten auf Zechen, in Stahlwerken und Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit leisten.

Bis zur Befreiung des Lagers im April 1945 wurden dort  65000 Menschen ums Leben gebracht. „Im April 1945 öffneten sich die Tore des Lagers .Aber nicht allen gelang es, den Tag der “zweiten Geburt“ zu erleben. Dem Blick öffnete sich ein weites Feld mit den Hügeln der unbekannten Gräber. Hier ruht die Bevölkerung einer ganzen Stadt… Wir können nicht so wegfahren beschlossen die ehemaligen Gefangenen. Wir errichten den Kameraden ein Denkmal. Möge es ewig daran erinnern, was Faschismus ist.“ erinnerte sich ein Überlebender.

Geplant ist nun eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung auf dem Gelände des ehemaligen Stalag VI K in Stukenbrock. Bund und Land haben dafür die Mittel zugesagt. In den Redebeiträgen wurde eine Gedenkstätte gefordert, die die Verbrechen der Wehrmacht verdeutlicht,  das Leiden der Gefangenen für die Besucher erlebbar macht und die Rolle der Roten Armee bei der Befreiung vom Hitler-Faschismus würdigt. Die geplante Gedenkstätte muss ein Ort sein, an dem aus der Vergangenheit gelernt werden kann.

Boris Ippolitow

Er wurde im Jahr 1919 in Leningrad geboren. Von Beruf war er Tischler.
Am 19.5.1942 geriet er auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn in das Stalag (Stammlager) VI K (326) Senne, wo er registriert wurde und die Erkennungsmarkennummer  96863 erhielt. Am 11.11.1942 brachte man ihn in das Stalag VI Hemer und am 16.11.1942 in die Arbeitskommandos 607R Zeche Kaiserstuhl in Dortmund.
Am 5.5.1943 verbannte er bei einem Fliegerangriff auf Dortmund. Seine Überreste wurden auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 4 beerdigt. Er war 24 Jahre alt.

Kirill Pljaskin

Er wurde am 14.1.1913 in Tschetschenien, im Dorf Kirker geboren, er war verheiratet und von Beruf Buchhalter.
Am 6.7.1943 geriet er bei Belograd in Südrussland in deutsche Kriegsgefangenschaft und kam in das Stalag 301 Schepetowka. Man brachte ihn am 2.8.1943 in das Stalag (Stammlager)VI K (326) Senne, wo er registriert wurde und die Erkennungsmarkennummer 124383 erhielt. Danach kam er am 13.08.1943 das Stalag VI nach Hemer, dann nach Dortmund-Mengede in die Arbeitskommandos 755R Zeche Hansemann.
Am 20.7.1944 starb er an Lungenentzündung und wurde am 21.7.1944 auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 7, Grabnummer 2858 beerdigt. Er war 31 Jahre alt.

Iwan Knjazhew

Er wurde am 22.7.1906 im Gebiet Pensa geboren. Er war verheiratet und in der Landwirtschaft tätig.
Am 9.7.1943 geriet er bei Beresowka in der Ukraine in deutsche Kriegs-gefangenschaft, man brachte ihn in das Stalag (Stammlager) 301 bei Schepetowka. Am 2.8.1943 kam er in das Stalag VI K (326) Senne und wurde registriert. Er erhielt die Erkennungs-markennummer 124235. Man brachte ihn am 13.8.1943 in das Stalag VI Hemer und dann am 19.8.1943 in das Arbeitskommandos 755R nach Dortmund Mengede auf die Zeche Hansemann.
Am 23.11.1944 starb er im Krankenrevier an Lungentuberkulose. Am 27.11.1944 wurde er auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 8 beerdigt. Er war 38 Jahre alt.