Die Botschaft der Russischen Föderation hatte Ehrenamtliche, als Anerkennung für ihre Arbeit, zu einer Gedenkfeier nach Ennigerloh eingeladen. Dort sollte eine Grabstätte sowjetischer Kriegsopfer eingeweiht werden. Unter den Gästen war auch ein ehrenamtlicher Historiker aus Ennigerloh. Er berichtete, dass er sich schon viele Jahre mit dieser Grabstätte beschäftigt habe.
Alles hatte damit begonnen, dass er ein Gräberfeld auf dem Friedhof fand. Der Zustand der Grabstätte war katastrophal. Ein Zaun grenzte die Gräber vom übrigen Friedhof ab. Büsche und Gestrüpp hatten die 22 Grabplatten völlig überwuchert. Die Inschriften waren unleserlich. Das habe sein Interesse geweckt, berichtete er weiter. Alle Anfragen an die Verwaltung der Stadt Ennigerloh blieben jedoch ergebnislos. Danach stellte er eine Anfrage an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Auch dort hatte man keine Information. Die Anfrage wurde aber vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. an die Botschaft der Russischen Föderation weitergeleitet. Das Büro für Erinnerungsarbeit der russischen Botschaft nahm sich die Zeit in diesem Einzelfall zu recherchieren. Das Ergebnis war ein Dokument aus der Datenbank OBD-Memorial des Russischen Verteidigungsministeriums, eine Namensliste mit 22 Eintragungen aus dem Jahr 1946. Von 19 sowjetischen Bürger waren 5 als „unbekannt“ eingetragen. Die anderen 3 Eintragungen auf der Liste trugen die Bezeichnung „Pole“ und „unbekannte Nationalität“.
Zur Sanierung der Grabstätte riefen die Stadt Ennigerloh gemeinsam mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Botschaft der Russischen Föderation ein Projekt ins Leben. Zunächst wurde der Zaun entfernt, das Feld gesäubert, der Boden befestigt, alle Platten gereinigt und die Inschriften erneuert. Ein örtliches Unternehmen spendete eine hölzerne Tafel mit der Inschrift „Kriegsgräber“. An der feierlichen Eröffnung der Grabstätte nahmen unter anderem der Bürgermeister und ein Vertreter der Botschaft der Russischen Föderation teil und hielten Ansprachen. Es wurden Kränze und Blumen auf den Gräbern niedergelegt. Ein Schützenverein aus Ennigerloh begleitete die Gedenkfeier musikalisch.
Nach der Gedenkfeier kamen die TeilnehmerInnen noch ins Gespräch. Dabei ergab sich die Frage, weshalb die Namen fehlerhaft auf den Grabplatten eingetragen wurden. Um weitere Informationen ausfindig zu machen und die Schreibweise der Namen zu korrigieren, wären in Ennigerloh umfangreiche Nachforschungen erforderlich gewesen. Dazu fehlten dazu aber offenbar die Kenntnisse und die Zeit.
Weitere Recherchen zeigten, dass auf einigen Personal-Karten1 aus den Lagern keine Grabstätte angegeben war. Das erschwert die Suche, aber weitere Übereinstimmungen auf den Personalkarten1 führten zu Ergebnissen. So waren in weiteren Dokumenten bei OBD Memorial die Grabnummern einiger Opfer aus Ennigerloh angegeben. Als höchste Zahl war die Nummer 23 aufgeführt, obwohl in Ennigerloh nur 22 Grabplatten vorhanden sind, das heißt die Anzahl der Gräber ist möglicherweise höher. Aufgrund dieser neueren Nachforschungen konnte für 16 Namen die Schreibweise anhand der bei OBD-Memorial recherchierten Dokumente, korrigiert werden. Für 10 der 16 Namen konnte der Vatername zusätzlich ermittelt werden. Auch der Name eines Polen wurde gefunden. Der Bürgermeister von Ennigerloh und der ehrenamtlicher Historiker erhielten die Namensliste. Die Recherchen sind zudem im Internet veröffentlicht. Das ermöglicht den Familien das Grab ihres Angehörigen zu finden und es zu besuchen.