Am Karfreitag haben wir das Projekt „Holz ist keine Marmor“ fortgesetzt und 4 Namenstafeln zur Erinnerung an 4 Menschen aufgestellt, die auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund begraben sind.
4 Menschen – 4 Namen von mehr als 4700 inzwischen bekannten Namen. Noch finden sich auf dem Internationalen Friedhof sich nur wenige namentliche Erinnerungen an die sowjetischen Kriegsopfer.
Wir haben am Karfreitag vier Menschen gedacht: Elena Stepanjek und Gennadij Karpowitsch, Grigorij Petrischin und Sergej Tschereschnin

Elena Stepanjek
Wir wissen wenig über Elena Stepanjek und die Umstände des Todes dieses kleinen Mädchens. Ihre Mutter war wohl Zwangsarbeiterin in Dortmund und brachte ihr Kind mit, in der Hoffnung es hier versorgen zu können. Das kleine Mädchen wurde hier Lina genannt, so steht es auf ihrer Sterbeurkunde. Dort steht: Mutter und Vater sind unbekannt. Starb das kleine Mädchen allein? War da keine Mama, die die Hand der kleinen Elena hielt, kein Papa, der das sein kleines Mädchen tröstete. Die kleine Elena starb in der Nacht zum 27. April 1945, kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs als Dortmund schon befreit war.
Gennadij Karpowitsch
Gennadij wurde im Jahr 1921 im Gebiet Minsk geboren. Er war in der Landwirtschaft tätig. Als Angehörige gibt er Anna Karpowitsch an, wahrscheinlich seine Mutter. Oft blieben die Frauen mit ihren Kindern allein zurück, ihre Söhne und Ehemänner waren als Soldaten im Krieg.
Gennadij war 20 Jahre alt als er als Soldat in den Krieg ziehen musste. Am 15. Mai 1942 geriet er in Kertsch auf der Krim mit tausenden anderen Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Schnell wurden die Gefangenen in das Kriegsgefangenenlager Stalag 326 Senne gebracht. Die Fahrt nach Westen, zusammengedrängt in Viehwaggons, ohne Wasser, ohne Nahrung, dauerte Tag. Geschwächt kamen die Männer im Spätsommer 1942 im Stalag 326 in der Senne an. Gennadij bleibt nicht lange im Stalag 326 in der westfälischen Senne. Er kam nach Dortmund in das Kriegsgefangenen Stalag VI D an der Westfalenhalle. Am 11. Oktober 1942 starb er in Dortmund. Er wurde anonym auf dem Ausländerfriedhof begraben.

Grigorij Petrischin und Sergej Tschereschnin
Grigorij und Sergej wurden als Jugendliche zur Zwangsarbeit nach Dortmund verschleppt. Die Beiden erlebten harte Arbeit, Schläge, schlechtes Essen und permanente Angst.
Ihre Lebensbedingungen glichen denen der Kriegsgefangenen: 3-stöckige Etagenbetten, einmal am Tag Steckrübensuppe, Kaffeeersatz morgens und abends, ein Laib Brotersatz zur Hälfte aus Sägemehl für fünf Personen. Wie die Kriegsgefangenen mussten die jugendlichen Ostarbeiter in zwei Schichten arbeiten. Zwölf Stunden Tag- und zwölf Stunden Nachtschicht, im wöchentlichen Wechsel. Ein besonderes Schutzbedürfnis wurde den Jugendlichen nicht zuerkannt.
Grigorij wurde am 14. August 1926 geboren. Als er nach Dortmund kam war er 15 Jahre. Er war im Arbeitslager auf der Huckarder Straße und musste als Jugendlicher auf Union Zwangsarbeit leisten. Er starb in der Nacht zum 11. September 1942 im Arbeitslager Huckarder Straße. Da war er 16 Jahre.
Sergej wurde am 21. Dezember 1928 geboren. Er stammt aus Lischansk. Als er nach Dortmund kam war er 14 oder 15 Jahre alt. Er starb in der Nacht zum 23. Mai 1944 während eines Fliegerangriffs. Da war er 16 Jahre alt. Er starb im Bombenhagel, denn er durfte, wie alle Zwangsarbeiter*innen, die Schutzräume nicht aufzusuchen.

