Im Nordosten von Bocholt befindet sich der Stadtwald. Die Stadt Bocholt wirbt für einen Besuch mit schönen Spazierwegen, die zum Flanieren, Spazieren, Laufen und Verweilen einladen. Doch das Gelände hat auch eine andere Geschichte.
Dort wo heute der Stadtwald ist, befand sich von 1939 bis 1944 das Mannschaftsstammlager (Stalag)VI F. Zunächst brachte man polnische und französische Kriegsgefangene dorthin. Die Gefangenen wurden zur Zwangsarbeit in den Stahlwerken und Rüstungsbetrieben des Ruhrgebiets eingesetzt, so z.B. bei Krupp in Essen.
1941 erweiterte man das Lager und im November 1941 trafen die ersten 800 sowjetischen Kriegsgefangenen im Stalag VI F ein. Ihnen sollten bald tausende weitere in deutsche Kriegsgefangenschaft geratene Rotarmisten folgen.
Galt das Stalag VI F nach Begehungen durch das Internationale Rote Kreuz noch 1943 als „relativ erträglich“, so traf dies nicht auf das Lager für sowjetische Kriegsgefangene zu, wo das Internationale Rote Kreuz ohnehin keinen Zutritt hatte. Die sowjetischen Kriegsgefangenen litten auch im Stalag VI F in Bocholt unter mangelnder Ernährung, fehlender Gesundheitsversorgung, katastrophalen Wohnverhältnissen und rassistischer Schikane. Der Friedhof, nur 1500 Meter entfernt an der Vardingholter Straße, legt davon Zeugnis ab.
Ein Obelisk trägt die Inschrift „ HIER RUHEN 1736 RUSSISCHE KRIEGSOPFER“.
Auf verwitterten Steinen stehen statt Namen Nummern.
Durch umfangreiche Recherchen ist es 2006 gelungen 1333 Namen von sowjetischen Kriegsgefangenen zu ermitteln.
2021 wurden Namenstelen mit den Namen der Verstorbenen errichtet.