Stepan Gozakow

Stepan musste auf den Zechen Hansemann und Minister Stein in Dortmund Zwangsarbeit leisten. Er war 35 Jahre alt, als er auf der Zeche Minister Stein einen schweren Arbeitsunfall erlitt und an einer Kopfverletzung starb.

Er wurde am 30. Juli 1909 im Dorf Tursona im Westen Russlands geboren. Dort lebte er mit seiner Familie. Als Beruf gab er Müller an. Als er, nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, zur Roten Armee einberufen wurde, war er 32 Jahre alt. Er gehörte einer motorisierten Brigade an. Anfang Juli 1943 begannen die Kämpfe am Kursker Bogen. Auch Stepans Brigade nahm daran teil.  Am 11. Juli 1943 geriet er unverletzt in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Zunächst brachte man ihn in das Mannschaftsstammlager (Stalag) 301 in Schepetowka im Westen der Ukraine. Schon nach kurzer Zeit wurde er ins Deutsche Reich gebracht. Hunger, Durst und sommerliche Hitze quälten die Männer auf der Fahrt  in den engen Viehwagons. Auf der tagelangen Fahrt erhielten die Männer kaum Verpflegung und Wasser. Am 2. August kam Stepan im Stalag 326 Senne in Ostwestfalen an. Dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarken-Nummer 124190. Auch das Stalag 326  war für ihn nur eine Durchgangsstation.

Ankunft im Ruhrgebiet

Am 13. August 1943 kam er in das Stalag VI A nach Hemer im nördlichen Sauerland und kurze Zeit darauf in das Arbeitskommando 755R Zeche Hansemann in Dortmund Mengede. Seit seiner Gefangennahme waren 5 Wochen vergangen. Die Zechenbesitzer drängten darauf immer mehr sowjetische Kriegsgefangene auf den Zechen des Ruhrgebiets einzusetzen, denn durch die weitere Einberufung von Bergleuten zur Wehrmacht, für den Krieg, wurde der Arbeitskräftemangel immer größer. Bis zum 1. Juni 1944 blieb Stepan auf der Zeche Hansemann, dann wurde er in das Arbeitskommando 604R Zeche Minister Stein versetzt. Beide Zechen befanden sich im Besitz der Gelsenkirchener Bergwerks AG, einer Beteiligungsgesellschaft der Vereinigten Stahlwerke. Am 16. August 1944 hatte Stepan einen Arbeitsunfall und erlitt schwere Kopfverletzungen, an denen er kurze Zeit später starb.

Sein Tod wurde im Sterbebuch für „Russische Kriegsgefangene“ unter der Nr. 2994 registriert. Am 19. August begrub man ihn auf Feld 8, Grab 5, auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg. 

Michail Kasanjuk

Michail musste auf der Zeche Kaiserstuhl Zwangsarbeit leisten. Er war 22 Jahre alt als er im Bombenhagel in Dortmund starb.

Michael wurde am 8. Oktober 1921 in Dorf Timanowka bei Kiew geboren. Nach seiner Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Schlosser. Am 17. April 1941 wurde er zum Militärdienst nach Batumi in Georgien, das damals zur Sowjetunion gehörte, einberufen. Der Angriff Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 gab auch seinem Leben eine tragische Wende.

Schon im August 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Zunächst kam er in ein frontnahes Lager (Frontstalag) 333 in Ostrow-Mazowiecka in Polen und im September 1941 in das Mannschaftsstammlager (Stalag) 310 (XI C) nach Bergen-Belsen in Niedersachsen.

Er wurde unter der Erkennungsmarke-Nr. 13982 registriert und leistete Zwangsarbeit in Bau Bataillon 151 bei Altengrabow im heutigen Sachsen-Anhalt.  Im Dezember 1942 brachte man Michail in das Stalag VI A im sauerländischen Hemer und von dort sofort in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl in Dortmund.

Die Zeche Kaiserstuhl war damals in Besitz von Hoesch. Auf den Zechen des Ruhrgebiets herrschte, durch die Einberufung junger Bergleute zur Wehrmacht, Arbeitskräftemangel, der durch den Einsatz von sowjetischen Kriegsgefangenen behoben werden sollte.

Tod im Arbeitskommando

In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1943 erlebte Dortmund einen schweren Bombenangriff. Getroffen wurde die Nordstadt, die Westfalenhütte und die Zeche Kaiserstuhl I und II. Bei diesem Bombenangriff Michail starb zusammen mit 193 weiteren  Kriegsgefangenen des Arbeitskommandos 607R. Dem Bombenhagel waren die Männer schutzlos ausgesetzt. Sie durften keine Schutzräume aufsuchen. In das Sterbebuch für „Russische Kriegsgefangene“, das die Stadt Dortmund führte, wurden die 194 Getöteten nicht eintragen. Ihr Tod wurde von der Wehrmacht, der sie unterstanden, an die Wehrmachtsauskunftstelle gemeldet.

Die sterblichen Überreste der 194 getöteten sowjetischen Kriegsgefangenen wurden auf Feld 4 des Internationalen Friedhofs ohne Nennung der Namen begraben.  Michael war einer von ihnen.

Das Projekt „Holz ist keine Marmor“ wird fortgesetzt

Während des Gedenkens zum Karfreitag wurden 28. März auf dem Internationalen Friedhof 3 Namenstafeln errichtet. Damit wird das Projekt „Holz ist keine Marmor“ fortgesetzt. Namentlich erinnert wurde an Michail Emeljanowitsch Kasanjuk, Galina Laktionowa und Nina Guniwa, die auf dem Internationalen Friedhof Rennweg begraben sind.

Am 22. Juni 2024  wurden drei weitere Namenstafeln aufgestellt.  Erinnert wurde an Wladimir Budusow, Wassilij Klimuschin und Jamina Apat.

Galina Laktionowa und Wassiliy Budusow – Jugendliche müssen Zwangsarbeit leisten

Galina Laktionowa kam als junges Mädchen nach Dortmund. Sie war eine Teenagerin, 17 oder 18 Jahre alt und musste in Dortmund Zwangsarbeit leisten. Von den annähernd 5.000.000 sowjetischen Zwangsarbeiter*innen wurden, neben den Kriegsgefangenen, auch fast 3.000.000 Zivilpersonen aus der Sowjetunion nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt. 4/5 waren Mädchen und junge Frauen. Die Zwangsarbeit war somit jung und weilblich. Die jüngsten waren erst 13 Jahre alt. Von Galina Laktionowa wissen wir heute nicht mehr als ihren Namen und ihr Geburtsjahr 1925. Sie starb am 8. März 1945 in Dortmund und wurde auf dem Internationalen Friedhof auf Feld 13 begraben.

Doch auch Jungen im Alter von 13 bis 18 wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Wladimir Budusow kam mit 17 Jahren nach Dortmund und musste auf der Zeche Fürst Hardenberg als Schlepper arbeite. Ende Juli 1944 hatte er seine letzte Schicht auf der Zeche, danach muss er beim Dortmund Hörder Hüttenverein Zwangsarbeit leisten. Er starb am 8. September 1945 mit nur 19 Jahren und wurde auf Feld 16 auf dem Internationalen Friedhof begraben.

Michail Kasanjuk und Wassiliy Klimuschin – Arbeitseinsatz auf Dortmunds Zechen

Michail Emeljanowitsch Kasanjuk wurde am 8.10.1921 in Dorf Timanowka bei Kiew geboren. Nach seiner Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Schlosser.

Im August 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Zunächst kam er in ein frontnahes Lager in Ostrow-Komorowo in Polen und im September 1941 in das Stalag (Mannschaftsstammlager) 310 (XI C) nach Bergen-Belsen in Niedersachsen. Er wurde unter der Erkennungsmarke-Nr. 13982 registriert und leistete Zwangsarbeit in Bau Bataillon 151 bei Altengrabow im heutigen Sachsen-Anhalt.

Im Dezember 1942 brachte man Michail in das Stalag VI A im sauerländischen Hemer und von dort sofort in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl in Dortmund. Bei dem Bombenangriff auf Dortmund am 5. Mai 1943 starb Michail zusammen mit 193 weiteren  Kriegsgefangenen des Arbeitskommandos 607R. Die sterblichen Überreste der Getöteten wurden auf Feld 4 des Internationalen Friedhofs ohne Nennung der Namen begraben.

Wassilij Klimuschin kam als Zivilarbeiter nach Dortmund.  Auf der Zeche Minister Stein musste er als Schlepper arbeiten.  Im Sommer 1944 erkrankte er schwer und wurde ins Josefs-Krankenhaus nach Hörde gebracht. Dort konnte man ihm nicht mehr helfen, so starb  er im November 1944 an Lungen-TBC. Er wurde 39 Jahre alt

Nina Guniwa und Jamina Apat – ihr kurzes Leben in Dortmund

Nina Guniwa wurde im August 1945 geboren. Sie wurde nur wenige Wochen alt. Nina kam wahrscheinlich in einem Lager für displaced persons in Dortmund zur Welt. Sie war zu schwach und konnte nicht überleben. Von Nina wissen wir nur ihren Namen, ihr ungefähres Geburtsdatum und ihren Todestag. Sie wurde auf Feld 16 des Internationalen Friedhofs begraben. Auf diesem Feld befinden sich 117 Kindergräber. Die Mütter der verstorbenen Kinder mussten Zwangsarbeit in Dortmund leisten und konnten ihre Kinder deshalb nicht ausreichend versorgen.

Auch über die kleine Jamina Apart wissen wir nur, dass sie nur wenige Monate alt wurde. Sie wurde im Dezember 1944 geboren und starb nach 6 Monaten am 12. Mai 1945. Sie wurde auf Feld 18 begraben.

Mark Twerdochlebow

Er stammte aus dem Gebiet Stalino (dem heutigen Donezk) Von Beruf war er Bergmann. Er war verheiratet.
Am 17. Juni 1942 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Herbst 1942 brachte man ihn in das Stalag VI K (326) Senne. Dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 95605.
Man brachte ihn in das Stalag VI A Hemer und dann in das Arbeitskommando 755R Zeche Hansemann in Dortmund Mengede. Er erlitt am 2. Oktober 1943 einen Arbeitsunfall und wurde an der Hand verletzt. Am 15. Februar 1944 erlitt er bei einem Arbeitsunfall schwere Quetschungen am Körper, an denen er starb. Zwei Tage später wurde er auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 7 beerdigt. Er war 31 Jahre alt.

Iwan Pestrikow

Er wurde am 09. Juli 1913 im Gebiet Kirow geboren. Er war verheiratet und in der Landwirtschaft tätig. Als er in am 3. Juli 1941 in Lettland in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet, stand er im Rang eines Unterleutnants und war stellvertretender Kompaniechef. Im August 1942 kam er in das Mannschaftsstammlager (Stalag) X B Sandbostel. Dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 132529. Man brachte ihn am 23. August 1943 in das Stalag VI A nach Hemer und von dort am 28. August 1943 in das Arbeitskommando 756R Zeche Hansa in Dortmund Huckarde. Am 2. November 1943 unternahm er einen Fluchtversuch. Er wurde auf der Flucht erschossen und 2 Tage später auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 3 begraben. Er war 30 Jahre alt.

Stellungnahme des Historischen Vereins Ar.kod.M zur aktuellen Situation der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne

Wie wir erfahren haben, hat es der Kreistag des Landkreises Gütersloh abgelehnt zukünftige eine Beteiligung an den Betriebskosten der „Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne“ zu übernehmen. Der Fortbestand der Gedenkstätte ist damit gefährdet. Der Historische Verein Arkod.M e.V. , der sich mit dem Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener, die während des zweiten Weltkriegs in deutsche Gefangenschaft geraten sind, beschäftigt, hat diese Entscheidung mit Trauer und Empörung zur Kenntnis genommen. Die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne war in den vergangenen Jahrzehnten einer der wichtigsten Erinnerungsort in ganzem westdeutschen Raum.

Während des 2. Weltkriegs war das Stalag 326 (VI K) Senne im Westen Deutschlands das größte Registrierungslager insbesondere für sowjetische Kriegsgefangenen. Es war darüber hinaus ein Ort an dem Kriegsgefangenen verschiedener Länder gequält und getötet wurden. In Nordrhein-Westfalen gehört es heute zu den wenigen Orten an denen Originalgebäude der Mannschaftsstammlager (Stalag) erhalten geblieben sind. In diesen Gebäuden befindet sich die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne, die mit einem beispielhaften bürgerschaftlichen Engagement betrieben wird. Dort befindet sich neben einer Ausstellung auch ein Archiv mit Dokumenten. Die Gedenkstätte ist daher von großer Bedeutung für die Erinnerungsarbeit. Während des 2. Weltkriegs gab es in den Wehrkreisen der deutschen Wehrmacht eine große Zahl von Kriegsgefangenenlagern. An sehr vielen Orten sind nicht nur die Gebäude der Lager verschwunden, sondern auch die Erinnerung an die Lager und die Menschen, die hier gefangen gehalten wurden. Insofern ist die Gedenkstätte Stalag 326, die sich in den letzten erhaltenen Gebäuden des Stalag 326 befindet, ein wichtiger Ort der Erinnerung. Sollte ein solcher Eckstein fallen, hat das Auswirkungen auf die Gedenk- und Erinnerungsarbeit in unserem Land.

Unsere Forschungen über verschiedene Arbeitseinsätze und Arbeitskommando von sowjetischen Kriegsgefangenen und verschleppten Zivilisten zeigen geraden die Verbindung zwischen Stalag 326 und anderen Lagern in Westdeutschland. Das Stalag 326 (VI K) Senne war ein Registrierungs- und Musterungslager für Kriegsgefangene. Die als arbeitsfähig befundenen Kriegsgefangenen wurden von hier aus in die Kriegsgefangenenlager im Ruhrgebiet, in die Stalags VI A Hemer und VI D Dortmund, gebracht und von dort in die Arbeitskommandos der Rüstungsindustrie, der Zechen und Stahlwerke. Bereits im Herbst 1941 brachte man die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag 326 (VI K) in das Stalag VI D nach Dortmund.

Einer dieser Kriegsgefangenen war Nikolai Nowikow. Er stammte aus dem Gebiet Leningrad. Als er am 11. Juli 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet, war er 32 Jahre alt. Am 16. Oktober 1941 kam er im Stalag 326 (VI K) in der Senne an und wurde dort registriert . Man brachte ihn dann nach Dortmund in das Stalag VI D an der Westfalenhalle. Dort sollte er mit anderen Gefangenen das Lager C aufbauen. Er starb am 6. November 1941 im Stalag VI D und wurde am 11. November auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund begraben.

Ab Herbst 1942 wurden im Ruhrgebiet und Westfalen sowjetische Kriegsgefangene in großer Zahl eingesetzt. Dies geschah auf Verlangen von Vertretern des Ruhrbergbaus und der Stahlindustrie, denn durch die zunehmende Einberufung von Männern zur Wehrmacht bestand ein großer Arbeitskräftemangel.Das Stalag 326 (VI K) Senne wurde nun im Lagersystem der Wehrmacht einer der wichtigsten Ort im Westen Deutschlands für die Registrierung, Musterung und Verteilung von Kriegsgefangenen zur Zwangsarbeit im Ruhrgebiet, in Westfalen und im Rheinland.

Der sowjetische Kriegsgefangene Daniil Kowalenko geriet am 3. Juni 1942 bei Sewastopol in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er wurde im Stalag 326 (VI K) Senne registriert. Man brachte ihn am 11. November 1942 in das Stalag VI A nach Hemer und am 1. Dezember dann in ein Arbeitskommando nach Dortmund auf die Zeche Kaiserstuhl. Nachdem er durch die schwere Arbeit auf der Zeche arbeitsunfähig und krank wurde, kam er am 19. Juni 1944 ins Emsland, in das Stalag VI C Bathorn, wo er kurze Zeit später starb.

Die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne erforscht seit vielen Jahren das Leben und Leiden der Kriegsgefangenen. Durch ihre Arbeit ist sie für viele Menschen ein wichtiger Ort der Erinnerung geworden. Bis heute wenden sich Familien vom umgekommenen Kriegsgefangenen mit Anfragen an die Gedenkstätte, bis heute betreut die Gedenkstätte diese Familien.

Mit ihrer Arbeit hat die Gedenkstätte seit mehreren Jahrzehnten in der Region, im Westen Deutschland und weit darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungsarbeit geleistet.

Wie Gedenkstätten der KZs Buchwald, Mauthausen oder Auschwitz über den Ort hinaus wirken und den Besucher*innen die Verbrechen der Nazis in Erinnerung bringen, so leistet auch die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne einen Beitrag zur Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Dies könnte sie umso mehr durch die größeren Möglichkeiten nach der geplanten Neukonzeption und Erweiterung.

Die Gedenkstätte muss erhalten bleiben und erweitert werden, da sie für die Erinnerungsarbeit ein Eckstein ist. Auf diesem Grund bitten wir den Kreistag des Kreises Gütersloh noch einmal dieses Thema zu diskutieren und erforderlichen Mittel bereitzustellen.

Dortmund, 4. Oktober 2023

Ilja Dolgij

Ilja wurde am 3. Juli 1923 im Gebiet Saporischja (Ukraine) geboren.
Er war in der Landwirtschaft tätig.
Am 11. Mai 1942 geriet er auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Zunächst kam er in das Stalag 360 Rowno in der Ukraine.
Mitte Juli 1942 brachte man ihn in das Stalag (Stammlager) XI A Altengrabow, dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 127047. Als nächsten Angehörigen gab er bei der Registrierung seinen Vater an. Bis Mitte Dezember 1942 war er in verschiedenen Arbeitskommandos der Stalags XI A Altengrabow.
Am 19. Dezember 1942 dann brachte man ihn in das Stalag VI A Hemer und von dort nach wenigen Tagen zur Zwangsarbeit in das Arbeitskommando 607 R, Zeche Kaiserstuhl.
Am 5. Mai 1943 ereignet sich im Dortmunder Norden ein schwerer Bombenangriff. Auch die Zeche Kaiserstuhl wurde getroffen. Ilja starb im Bombenhagel, ihm war es nicht erlaubt Schutzräume aufzusuchen. Seine Überreste wurden auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 4.beerdigt. Ilja war 19 Jahre alt

Vielfache Bedrohungen – kein Schutz

Als die Dortmunder Nordstadt, die Westfalenhütte und die Zeche Kaiserstuhl am 5. Mai 1943 durch einen schweren Bombenangriff getroffen wurde, waren im Arbeitskommando 607R, Zeche Kaiserstuhl wohl mehr als 500 sowjetische Kriegsgefangenen. Sie waren dem Bombenhagel schutzlos ausgesetzt, da es ihnen nicht erlaubt war Schutzräume aufzusuchen. 194 von ihnen starben in dieser Nacht. Für die etwa 300 Überlebenden waren jedoch die Bombennächte bei weitem nicht die einzige Gefahr für ihr Leben. Zahlreiche Männer, die dem Bombenhagel entronnen waren,  starben in den folgenden Monaten.

Hunger, schwerste Arbeit und fehlende Versorgung

Hauptgrund für die hohe Sterblichkeit sowjetischer Kriegsgefangener war die ungenügende Ernährung. Wehrmacht und Zechenleitungen wiesen sich gegenseitig die Verantwortung für den schlechten Ernährungszustand der Männer zu. Schon kurz nachdem sowjetische Kriegsgefangene auf den Zechen des Ruhrgebiets eingesetzt wurden, stellten die Lagerärzte bei den Verstorbenen häufig eine durch Unterernährung bedingte Herzschwäche als Todesursache fest. Doch auch das Risiko bei der Arbeit zu verunglücken war für sowjetische Kriegsgefangene mehr als doppelt so hoch wie für den Rest der Belegschaft. Die Arbeit unter Tage in staubiger und feuchter Umgebung und in ungeeigneter Kleidung verursachten eitrige Geschwüren und Furunkulose. Die Arbeitsbedingungen unter Tage ebenso wie die miserablen Wohnverhältnisse und die schlechte Beheizung der Unterkünfte führten zu Erkältungskrankheiten und in der Folge zu Lungenentzündungen, die oft tödlich endeten. Seit Sommer 1943 wurde zudem Lungentuberkulose zu einem ernsten gesundheitlichen Problem für die Gefangenen.

Mitte 1944 waren 10 % der Kriegsgefangenen im Wehrkreis VI revierkrank und weitere 8 % lazarettkrank. Kranke wurden aus den Arbeitskommandos in das nächste zuständige Kriegsgefangenenlazarett gebracht. Die Lazarette waren jedoch oft so überfüllt, dass die Gefangenen in den Arbeitskommandos blieben mussten. Schwerkranke brachte man in die Lazarette der Stalags VI A Hemer oder VI D Dortmund und ab 1944 in das Stalag VI C Bathorn im Emsland und in seine Zweiglager.

Neun Biographien

Das Los der neun Männer des Arbeitskommandos 607R zeigt beispielhaft wie schnell ihre Kräfte durch schwerste Arbeit, Hunger und fehlende Versorgung erschöpft waren. Die Neun waren mit tausenden anderen im Sommer und Herbst 1942 von den Frontlagern im Stalag VI K in der Senne angekommen. Dort wurden sie registriert und als bergbautauglich gemustert. Am 11. November brachte man sie in das Stalag VI A Hemer, das seit Herbst 1942 ausschließlich für die Zuweisung von Kriegsgefangenen für den Ruhrbergbau zuständig war. Mitte November 1942 kamen die Männer im Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl an.

Schneller Tod im Russenlazarett

Semjon Kalinin wurde am 12. Mai 1902 im Gebiet Orlow geboren. Er war verheiratet und arbeitete in der Landwirtschaft. Am 24. Juli 1942 geriet er Woroschilowgrad, dem heutigen Lugansk in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Bombenangriff am 5. Mai 1943 brachte man ihn am 7. Mai nach Bockum-Hövel in das Arbeitskommando 503R Zeche Radbod. Am 17. August 1943 kam er ins Krankenrevier. Man brachte ihn noch in das „Russenlazarett“, wo er am 18. August 1943 an Herzschwäche starb.

Egor Merkulow wurde im Jahr 1917 im Gebiet Woronesch geboren. Von Beruf war Arbeiter, er war verheiratet. Am 28.Oktober 1941 geriet er auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Auch er überlebte den Bombenangriff am 5. Mai 1943, doch bereits am 15. Mai 1943 brachte man ihn in das Lazarett im Stalag VI A Hemer, wo er am 20. Mai 1943 an Lungenentzündung starb.

Iwan Rjabinin
wurde am 24. Januar 1921 im Gebiet Mogilow geboren. Er war in der Landwirtschaft tätig. Am 14. Juni 1942 geriet er bei Sewastopol in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Den Bombenangriff am 5. Mai 1943 überlebte er, am 8. Juli 1943 brachte man ihn ins Krankenrevier und dann in das Stalag VI C Bathorn, wo er am 16. Juli 1943 an Lungen-TBC starb.

Tod im Arbeitskommando 607R

Makar Buscha wurde im Mai 1914 im Gebiet Nikolajew geboren. Er war verheiratet und arbeitete in der Landwirtschaft. Im April 1942 geriet im Donbass in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Bei dem Bombenangriff am 5. Mai 1943 wurde er verletzt und war vom 9. Mai bis 25. Juni im  Krankenrevier. Am 2. Juli 1943 kehrt er in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl zurück. Am 24. Juli erlitt er bei einem Arbeitsunfall eine Quetschung des Ellenbogens.
Am 13. Mai 1944 starb er im Krankenrevier der Arbeitskommandos 607R an Lungenentzündung.

Grigorij Prazko
wurde am 19. Januar 1923 im Gebiet Nikolajew geboren. Er war von Beruf Arbeiter. Im Juni 1942 geriet er bei Kertsch in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Bombenangriff am 5. Mai 1943 blieb er im Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl . Vom 7. Juli bis 2. September 1943 war er im Krankenrevier. Dann kehrte er in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl zurück.
Am 17. März 1944 starb er im Arbeitskommando 607R an Erstickung.

Tod im Emsland

Efim Bidorisch wurde im Jahr  1914 im Gebiet Nikolajew geboren. Er war verheiratet und arbeitete in der Landwirtschaft. Am 26. September 1941 geriet er bei Sewastopol in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Bombenangriff am 5. Mai 1943 brachte man ihn am 7. Mai nach Bockum-Hövel in das Arbeitskommando 503R Zeche Radbod, von wo er am 13. September 1943 in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl zurückkehrte.
Am 19. Juli 1944 kam er ins Lagerlazarett, am 8. August 1944 brachte man ihn in das Stalag VI C Bathorn, Zweiglager Wietmarschen, wo er am 27. Oktober 1944 starb.

Daniil Kowalenko wurde im Jahr 1914 im Gebiet Nikolajew geboren. Von Beruf war Zimmermann. Am 3. Juni 1942 geriet er bei Sewastopol in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Bei dem Bombenangriff am 5. Mai 1943 wurde er verletzt. Vom 9. Mai bis 27. Juli war er im  Krankenrevier. Am 30. Juli 1943 kehrt er in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl zurück. Dort erlitt er am 9. August 1943 bei einem Arbeitsunfall eine Quetschung der Hand.
Am 7. Juni 1944 kam er ins Lagerlazarett. Am 19. Juni 1944 brachte man ihn in das Stalag VI C Bathorn, Zweiglager Alexisdorf, wo er am 11. September 1944 starb.

Pjotr Kriwoschejew wurde am22.Juni 1914 im Gebiet Nikolajew geboren. Von Beruf war er Tischler, er war verheiratet. Am 23. Mai 1942 geriet er bei Sewastopol in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Bombenangriff am 5. Mai 1943 brachte man ihn am 7. Mai nach Bockum-Hövel in das Arbeitskommando 503R Zeche Radbod, von wo er am 5. Oktober 1943 in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl zurückkehrte.
Am 20. Juni 1944 kam er ins Lagerlazarett. Am 14. Juli 1944 brachte man ihn in das Stalag VI C Bathorn, Zweiglager Alexisdorf, wo er am 22. Juli 1944 starb.

Alexej Tschumankow
wurde am 13. März 1909 im Gebiet Amur geboren. Er war Landarbeiter und verheiratet. Am 21. Juli 1942 geriet er bei Rostow in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Bombenangriff am 5. Mai 1943 blieb er im Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl.
Am 26. Juli 1944 brachte man ihn ins Lagerlazarett. Von dort am 5. September 1944 zunächst in das Stalag VI C Bathorn, Zweiglager Wesuwe und am 7. September in das Zweiglager Alexisdorf, wo er am 4. November 1944 starb.

Erinnerung an die Zwangsarbeiter

Einige der Kriegsgefangenen brachte man nach der Bombennacht am 5. Mai 1943 für kurze Zeit von der Zeche Kaiserstuhl, die sich im Besitz von Hoesch befand, auf der Zeche Radbod in Bockum-Hövel, die ebenfalls Hoesch gehörte.
Auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Radbod wurde unlängst eine Geschichtsstele zur Erinnerung an die Menschen, die auf der Zeche Radbod Zwangsarbeit leisten mussten, errichtet. Erfreulich wäre es, wenn auch in Dortmund Erinnerungsorte für die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen der zehn Dortmunder Zechen geschaffen würden.

Tod im Bombenhagel

Am 5. Mai 1943 wurde die Dortmunder Nordstadt, die Westfalenhütte und die Zeche Kaiserstuhl durch einen schweren Bombenangriff getroffen, der viele Todesopfer forderte. Zu den Opfern gehörten auch 194 sowjetische Kriegsgefangene des Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl.

Nach Unterlagen der Stadt Dortmund kamen am 5. Mai 1943 35 Zivilarbeiter*innen sowie 28 französische und 240 „russische“ Kriegsgefangene um. Sie wurden zunächst als Opfer des Bombenangriffs gemeldet. Die Zahl der getöteten sowjetischen Kriegsgefangenen korrigierte die Stadt Dortmund später. Auch die Männer des Arbeitskommandos 607R wurden aus der Liste gestrichen. Ins Sterbebuch trug man sie nicht ein. Ihre Überreste wurden anonym auf dem Internationalen Friedhof begraben. In Dortmund wurden sie schnell vergessen.

Doch vor wenigen Jahren konnte eine Verlustliste des Stalag VI A Hemer ausfindig gemacht werden. Sie nennt die 194 sowjetischen Kriegsgefangenen namentlich, die bei dem Bombenangriff am 5. Mai. 1943 auf Zeche Kaiserstuhl umkamen. Erst heute kennen wir die Namen und das Schicksal der Männer des Arbeitskommandos 607R.

Sowjetische Kriegsgefangenene leisten Zwangsarbeit auf Ruhrgebiets Zechen

Von der Reichsvereinigung Kohle war seit Sommer 1941 gefordert worden sowjetische Kriegsgefangene auf den Zechen einzusetzen. Mit dieser Forderung setzte sie sich, nach anfänglicher Weigerung der Nazioberen, im Sommer 1942 durch. Mit dem Einsatz von sowjetischen Kriegsgefangenen sollte der Arbeitskräftemangel, der durch die zunehmende Einberufung von Bergleuten zur Wehrmacht entstanden war, beseitigt werden. Die Kohle wurde gebraucht, um den Energiebedarf der Stahlwerke und Rüstungsbetriebe zu befriedigen.

Zur schnellen Zuweisung der Gefangenen funktionierte die Wehrmacht im Oktober 1942 das Stalag (Mannschaftsstammlager) VI A im sauerländischen Hemer zu einem speziellen „Bergbaulager“ um. Bereits im Herbst 1942 wurden sowjetische Kriegsgefangene in großer Zahl aus anderen Stalags in das Stalag IV A gebracht und von dort kamen sie sofort in die Arbeitskommandos auf die Zechen des Ruhrgebiets. Die Gefangenen waren nun Bergleute, doch für die harte Arbeit erhielten sie keinen angemessenen Lohn. Ohne ausreichende Ernährung, ohne geeignete Kleidung, ohne eine entsprechende Unterkunft und ohne die notwendige Gesundheitsversorgung waren sie in umzäunten und bewachten Lagern untergebracht und mussten auf den Zechen schuften. Bombenangriffen waren sie ausgeliefert, da es ihnen nicht erlaubt war Schutzräume aufzusuchen.

Das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl

Auch auf der Zeche Kaiserstuhl setzte man auf Zwangsarbeit. Um die Jahreswende 1942/1943 dürften mehr als 500 sowjetische Kriegsgefangene im Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl gewesen sein. Knapp die Hälfte von ihnen kam aus frontnahen Lagern, wo sie seit ihrer Gefangennahme unter schwierigsten Bedingungen in Gewahrsam waren. Ein Viertel war bereits im Reichsgebiet und kam aus Stalags mit landwirtschaftlichen oder kleinindustriellen Arbeitskommandos. Ein weiteres Viertel war aus dem Stalag VI K in der Senne, das speziell für sowjetische Kriegsgefangene errichtet worden war. Aus den Lagern brachte man die Gefangenen in das Stalag VI A und nach wenigen Tagen auf die Zeche Kaiserstuhl.

Die 10 Männer der Bildergalerie kamen mit einer größeren Gruppe am 11. November aus dem Stalag VI K Senne im Stalag VI A Hemer an. Bereits am 16. November wurden sie an die Zeche Kaiserstuhl geleifert.

Alexander Kolesin wurde im Jahr 1921 im Gebiet Jaroslawl geboren, von Beruf war er Müller. Am 25.9.1941 geriet er bei Dnperpetrowsk in deutsche Kriegsgefangenschaft

Alexej Garan
wurde im Jahr 1918 im Gebiet Nikolajew geboren. Von Beruf war er Techniker. Im Mai 1942 geriet er bei Charkow in deutsche Kriegsgefangenschaft

Sergej Iwanschenko wurde im Jahr 1924 auf der Krim geboren. Er war Schüler. Am 8. Juli 1942 geriet er bei Woroschilowgrad, dem heutigen Lugansk, in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Grigori Skorochod wurde im Jahr 1901 im Gebiet Rostow geboren. Er arbeitete in der Landwirtschaft und war verheiratet. Im Juni 1942 geriet er bei Sewastopol in deutsche Kriegsgefangenschaft

Boris Ippolitiow wurde im Jahr 1919 in Leningrad geboren. Von Beruf war er Tischler. Am 19.5.1942 geriet er auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Pawel Dobrij
wurde im Jahr 1910 im Gebiet Smolensk geboren. Er war verheiratet und von Beruf Schuhmacher. Am 29.9.1941 geriet er auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft

Nikolaj Eskow wurde im Jahr 1923 im Gebiet Kursk geboren. Von Beruf war er Handwerker. Am 16. Juni 1942 geriet er bei Charkow in deutsche Kriegsgefangenschaft

Efim Petrow
wurde 1910 im Gebiet Nikolajew geboren. Er war verheiratet und von Beruf Tischler. Im Juli 1942 geriet er bei Sewastopol  in deutsche Kriegsgefangenschaft

Pawel Maltschenko wurde im Jahr 1918 im Gebiet Nikolajew geboren. Er war in der Landwirtschaft tätig. Am 4.7.1942 geriet er bei Sewastopol in deutsche Kriegsgefangenschaft

Dmitrij Borisenko wurde 24.10.1925 in Mogilew geboren. Er war Schüler. Am 24.9.1941 geriet er bei Melitopol (Ukrainische SR) in deutsche Kriegsgefangenschaft

Die 10 Männer des Arbeitskommandos 607 R Zeche Kaiserstuhl starben am 5. Mai 1943 mit 184 weiteren sowjetischen Kriegsgefangenen bei dem schweren Bombenangriff auf den Dortmunder Norden.

80 Jahren sind vergangen, jetzt erst sagen wir – WE REMEMBER

Erinnerung an Wassili Josifowitsch Gaschto

Die Familie Gaschto besuchte in Erinnerung an ihren Urgroßvater Wassili Josifowitsch Gaschto die Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A und den Friedhof am Höcklinger Weg.
Die Familie lebt derzeit in Krefeld. Sie stammt aber aus Mariupol und musste wegen des Krieges in der Ukraine nach Deutschland fliehen. Ihr Urgroßvater hatte als sowjetischer Kriegsgefangener auf der Henrichshütte in Hattingen Zwangsarbeit geleistet und war im Stalag VI A gestorben. Irina Gaschto fand nach längerer Recherche die Personalkarte von Wassili Gaschto. Auf einer Internetplattform sammelte sie weitere Informationen. Nach ihrer Ankunft in Deutschland fasste die Familie den Plan das Grab ihres Urgroßvaters besuchen. Sie statteten auch der Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A Hemer einen Besuch ab.

Wassili Josifowitsch Gaschto

Wassili Gaschto stammte aus dem Dorf Kasatschi im Gebiet Rostow. Dort wurde er am 24. Juni 1899 geboren.
Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion wurde auch er eingezogen. Im Frühjahr und Sommer 1942 befand sich die Rote Armee auf dem Rückzug. Wassili Gaschto geriet am 8. Mai 1942 bei Feodosia auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn wie tausende andere in das Stalag VI K in der Senne, da wurde er registriert. Am 1. August kam er in das Stalag VI A nach Hemer und am 3. August in das Arbeitskommando 1558 auf die Henrichshütte nach Hattingen. Am 8. September kehrte er, bereits schwer erkrankt, nach Hemer zurück.

Mahnmal auf dem Friedhof am Höcklinger Weg in Hemer

Nach kurzer Zeit im Stalag VI A starb Wassili Gaschto am 10. September 1942 an Herzschwäche. Tagelange Fußmärsche ohne Verpflegung und Erholungspausen, lange Zugfahrten in offenen Waggons, Hunger und Durst, die fehlende medizinische Versorgung und die harte Arbeit auf der Henrichshütte hatten seine Gesundheit schnell zerrüttet. Man begrub ihn am 11. September 1942 in einem Massengrab auf dem Friedhof am Höcklinger Weg. Wassili Josifowitsch Gaschto wurde 43 Jahre. Er hinterließ eine Ehefrau und mehrere Kinder.