Gegen das Vergessen

Heute ist es auch hierzulande Tradition am 8. und am 9. Mai Blumen an Ehrenmalen und Gräbern sowjetischer Kriegsopfer niederzulegen. Dieses Gedenken erinnert daran, wie schwer der Sieg über den Hitlerfaschismus von der Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion erkämpft wurde. Nahezu jede Familie hat den Verlust von Angehörigen zu beklagen.

Damals mussten Millionen Menschen aus der Sowjetunion Zwangsarbeit in Deutschland leisten. So auch im Ruhrgebiet. Viele sind an der harten Arbeit und ihren fürchterlichen Lebensbedingungen gestorben.

Familien, die am 9. Mai nicht nach Deutschland zum Grab ihres Angehörigen reisen können, bitten daher den Historischen Verein Ar.kod.M e.V. das Grab am 9. Mai zu besuchen und mit Blumen an die Verstorbenen zu erinnern.

Vielgestaltiges Erinnern

Als in den späten Abendstunden des 8. Mai 1945 in Berlin Karlshorst die bedingungslose Kapitulation von deutschen Generälen unterschrieben wurde, endete in Europa der Zweite Weltkrieg. Für die Alliierten war es der Tag des Sieges über Hitlerdeutschland und die Wehrmacht. Für Millionen Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge bedeutete dieser Tag ihre Befreiung aus Zwangsarbeit und den faschistischen Lagern. Für die Menschen überall in Europa war es die Befreiung von deutscher Besatzung und vom Faschismus.  

Auch die Gefangenen des Stalag VI K in der Senne kamen frei. Bereits Anfang April besetzen Britischen Truppen das Kriegsgefangenenlager Stalag VI K. Die Überlebenden, zumeist sowjetische Kriegsgefangene, beschlossen zum Gedenken an die tausenden Rotarmisten, die im Stalag VI K ums Leben gebracht wurden, ein Denkmal auf dem Lagerfriedhof zu errichten. Dieses Denkmal wurde unter großer Anteilnahme am 2. Mai 1945 eingeweiht.

Auch heute noch kommen viele Menschen, in Erinnerung an den Tag der Befreiung, um den 8. Mai herum auf den Friedhof des Stalag VI K nach Stukenbrock und legen dort Blumen nieder. Die Motive der Besucher*innen mögen sehr unterschiedlich sein und nicht immer geht es nur um ein Gedenken an die Opfer des Krieges und den Tag der Befreiung vom Faschismus.

Unter den Besucher*innen am 8. Mai sind auch Familien, die ganz persönlich eines Angehörigen gedenken wollen, der im Stalag VI K umkam. Sie kommen zum Grab ihres Großvater oder Urgroßvaters und legen dort Blumen nieder. So erinnern sie am Tag des Sieges und der Befreiung daran, mit welchen großen persönlichen Verlusten für die Familien aus der Sowjetunion dieser Sieg erkämpft wurde.

Auch Alexandr und Vitali Belous, die im vergangenen Jahr vor Krieg und Zerstörung aus der Ukraine geflohen waren, besuchten den Friedhof. Alexandrs Großvater, Anatoli Ruge, geriet als Rotarmist in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn in das Stalag VI K, wo er im März 1944 starb. Er hinterließ eine Ehefrau und eine kleine Tochter.

Alexandr und Vitali Belous an dem Platz, an dem sich das Grab von Anatoli Ruge befindet. Vitali sucht den Namen seines Urgroßvaters auf einer Stele auf dem Friedhof des Stalag VI K

Eine Tafel an seiner Grabreihe erinnert heute an Anatoli Ruge. Alexandr Belous, sein Enkel, hat diese Tafel aufgestellt. Er sagt: „Uns ist das Gedenken wichtig, es bedeutet uns sehr viel.“

Gedenken am 9. Mai

Am 9. Mai erinnerte der Vizekonsul der Russischen Föderation Sergej Dolgopolow, der Bürgermeister Norbert Schilff und Dr. Stefan Mühlhofer mit einem Gedenken auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund an die Opfer des Krieges.


In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 unterzeichnete das Oberkommando der deutschen Wehrmacht in Berlin-Karlshorst vor den Vertretern der Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition die bedingungslose Kapitulation.
Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht Nazideutschlands bedeutete die Befreiung der Menschen in Deutschland und den besetzten Gebieten von der Nazi-Schreckensherrschaft.

Von deutschem Boden war ein Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Völker Europas und insbesondere gegen die Sowjetunion ausgegangen und auf deutschem Boden wurde dieser Krieg beendet. Die Sowjetunion und die Rote Armee hatte einen entscheidenden Anteil am Sieg über Nazideutschland. Doch der Frieden wurde unter unendlichen Opfern errungen. Der zweite Weltkrieg forderte mehr als 60 Millionen Menschenleben. Nach offiziellen Angaben starben 30 Millionen Menschen auf sowjetischer Seite, die genaue Zahl der Opfer ist bis heute nicht erforscht.

In Dortmund auf dem Internationalen Friedhof sind mehrere tausenden sowjetische Bürger*innen begraben, die zur Zwangsarbeit verschleppt und ums Leben gebracht wurden.
Wir wollen in den nächsten Wochen an diese Menschen erinnern, dazu werden wir auf unserer Website den Lebensweg von sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf dem Internationalen Friedhof begraben sind, beschreiben.