Neben 28 Millionen sowjetische Kriegsopfern sind auch 8 Millionen Deutsche ums Leben gekommen. Das Schicksal vieler deutscher Gefallener ist ihren Familien nicht bekannt. Der Tod wurde zwar registriert, doch viele Familien wissen bis heute nicht, wo ihre Angehörigen gestorben sind und wo sie begraben wurden. Einige suchen nicht, weil sie das Vergangene vergessen wollen, andere wissen nicht, dass Nachforschungen möglich sind. Nach deutschem Recht darf nur die Familie eine Suche initiieren. Angehörige haben manchmal noch Dokumente und Briefe aus der Kriegszeit, aber sie wissen nicht wie sie mit der Suche beginnen sollen.
In der Anfrage eines älteren Herrn, die aus einem Ort bei Kiel kam, hieß es, dass seine Mutter das letzte Lebenszeichen seines Vaters von einem seiner Kameraden erhalten habe. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft sei er zu seiner Mutter gekommen und habe über ein Treffen mit seinem Vater erzählt. Dieser sei zu damals sehr krank gewesen und befand sich in einem Lagerlazarett. Er habe noch Hoffnung gehabt wieder nach Hause zu kommen.
Es gab noch einige Briefe mit der Nummer des Lagers. Mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen in Russland gelang es, Dokumente und Pläne von den Lagern in der betreffenden Region zu beschaffen und zu prüfen. Der Gesuchte war an den Folgen seiner Erkrankung, am 3.1.1946, im Lazarett des Lagers N 15, gestorben und wurde auf dem Friedhof des Stadt Prokopijewsk in Sibirien unter der Nummer 674 begraben. Leider existiert dieser Friedhof nicht mehr. Es ist unwahrscheinlich, dass der Sohn in seinem Alter nach Sibirien fährt, aber er hat jetzt Gewissheit.
In einem anderen Fall hatte eine Familie Briefe, wusste aber nicht wo ihr Angehöriger gefallen war. In einem Brief schrieb er „nach dem Urlaub in Frankreich fahren wir wieder an die Ost-Front nach Stalingrad“. Ein Brief hatte die Anschrift der 16. Panzer-Division und eine Feldpostnummer. Der Gesuchte war aber offenbar in der 6. Panz.Div., die von März bis November 1942 in Frankreich war. Weitere Recherchen zeigten, dass diese Division bei Stalingrad, im Ortsteil Tatarskaja, durch die sowjetischen Artillerie erhebliche Verluste erlitten hatte. Es ist unwahrscheinlich, dass in einem solchen Fall ein Grab existiert, aber den Ort, an dem ihr Angehöriger vermutlich gefallen ist, kennt die Familie jetzt.
Eine andere Familie hatte die Briefe eines Angehörigen und den Brief seines Hauptmanns mit der Todesnachricht. Sie fragten nach dem Krieg nicht danach, wo er beerdigt ist oder ob es überhaupt ein Grab gibt. Ein Schriftwechsel mit dem „Volksbund – Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ in Kassel, ergab, dass der Gesuchte bei Kriwoi Rog gefallen ist. Wegen der Situation in der Ukraine ist die Suche nach den Überresten und die Umbettung nach Deutschland nicht möglich. Der Gefallene wurde aber in das Ehrenbuch der Stadt Kirowograd eingetragen. Die Familie war froh über das Ergebnis der Suche, um das zu unterstreichen, sagten sie – „wenn alle Deutschen Informationen über solche Möglichkeit hätten, wüssten vielen Familien mehr über das Schicksal ihrer Angehörigen.“