9. Mai 2025 – Feierstunde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg

Den Menschen einen Namen und ein Gesicht geben

Am 9. Mai 1945 endet der 2. Weltkrieg in Europa. Für die Menschen in Europa bedeutet dieser Tag Frieden und die Befreiung vom Faschismus. Dieser Sieg über den Faschismus war hart erkämpft.
Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fand auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund eine Feierstunde statt.
Bereits am Vormittag fand eine Kranzniederlegung zur Erinnerung an die Kriegsgefangenen des Stalag VI D am Gedenkstein an der Westfalenhalle statt.

Am Nachmittag wurde, während einer Feierstunde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg, mit der Aufstellung zahlreicher Portraits der sowjetischen Kriegsgefangenen gedacht, die in Dortmund ums Leben gebracht und ohne Nennung ihres Namens begraben wurden.

Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands  auf die Sowjetunion gerieten 5.000.000 Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Zweidrittel der Männer überleben die ersten Monate ihrer Gefangenschaft nicht. Wer überlebte, wurde von der Wehrmacht zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht, so auch nach Dortmund.
In Dortmund wurden die Männer in das Kriegsgefangenlager Stalag VI D an der Westfalenhalle gebracht und von dort zur Zwangsarbeit in die Betriebe im östlichen Ruhrgebiet, im Sauerland und im Münsterland. Wenn sie, wegen der harten Arbeit und der völlig unzureichenden Ernährung nicht mehr arbeitsfähig waren, brachte man sie zurück in das Stalag VI D. In diesem Lager starben tausende Gefangene an fehlender Versorgung und nicht behandelten Krankheiten. Ihr Grab fanden die Männer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg.

Bisher erinnert der Internationale Friedhof an eine Parklandschaft, es gibt nur wenige Erinnerungen an die Menschen, die hier begraben sind.

Mit der Aufstellung der Portraits sollte den Menschen, die oft ohne Nennung ihres Namens beerdigt wurden, ein Namen und ein Gesicht geben werden.  

Das Projekt „Holz ist keine Marmor“ wird fortgesetzt

Am Karfreitag haben wir das Projekt „Holz ist keine Marmor“ fortgesetzt und 4 Namenstafeln zur Erinnerung an 4 Menschen aufgestellt, die auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund begraben sind.
4 Menschen –  4 Namen von mehr als 4700 inzwischen bekannten Namen. Noch finden sich auf dem Internationalen Friedhof sich nur wenige namentliche Erinnerungen an die sowjetischen Kriegsopfer.  
Wir haben am Karfreitag vier Menschen gedacht: Elena Stepanjek und Gennadij Karpowitsch, Grigorij Petrischin und Sergej Tschereschnin

Elena Stepanjek


Wir wissen wenig über Elena Stepanjek und die Umstände des Todes dieses kleinen Mädchens. Ihre Mutter war wohl Zwangsarbeiterin in Dortmund und brachte ihr Kind mit, in der Hoffnung es hier versorgen zu können. Das kleine Mädchen wurde hier Lina genannt, so steht es auf ihrer Sterbeurkunde. Dort steht: Mutter und Vater sind unbekannt. Starb das kleine Mädchen allein? War da keine Mama, die die Hand der kleinen Elena hielt, kein Papa, der das sein kleines Mädchen tröstete. Die kleine Elena starb in der Nacht zum 27. April 1945, kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs als Dortmund schon befreit war.

Gennadij Karpowitsch

Gennadij wurde im Jahr 1921  im Gebiet Minsk geboren. Er war in der Landwirtschaft tätig. Als Angehörige gibt er Anna Karpowitsch an, wahrscheinlich seine Mutter. Oft blieben die Frauen mit ihren Kindern allein zurück, ihre Söhne und Ehemänner waren als Soldaten im Krieg.
Gennadij war 20 Jahre alt als er als Soldat in den Krieg ziehen musste. Am 15. Mai 1942 geriet er in Kertsch auf der Krim mit tausenden anderen Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Schnell wurden die  Gefangenen in das Kriegsgefangenenlager Stalag 326 Senne gebracht. Die Fahrt nach Westen, zusammengedrängt in Viehwaggons, ohne Wasser, ohne Nahrung,  dauerte Tag. Geschwächt kamen die Männer im Spätsommer 1942 im Stalag 326 in der Senne an. Gennadij bleibt nicht lange im Stalag 326 in der westfälischen Senne. Er kam nach Dortmund in das Kriegsgefangenen Stalag VI D an der Westfalenhalle. Am 11. Oktober 1942 starb er in Dortmund. Er wurde anonym auf dem Ausländerfriedhof begraben.

Grigorij Petrischin und Sergej Tschereschnin

Grigorij und Sergej wurden als Jugendliche zur Zwangsarbeit nach Dortmund verschleppt. Die Beiden  erlebten harte Arbeit, Schläge, schlechtes Essen und permanente Angst.

Ihre Lebensbedingungen glichen denen der Kriegsgefangenen: 3-stöckige Etagenbetten, einmal am Tag Steckrübensuppe, Kaffeeersatz morgens und abends, ein Laib Brotersatz zur Hälfte aus Sägemehl für fünf Personen. Wie die Kriegsgefangenen mussten die jugendlichen Ostarbeiter in zwei Schichten arbeiten. Zwölf Stunden Tag- und zwölf Stunden Nachtschicht, im wöchentlichen Wechsel. Ein besonderes Schutzbedürfnis wurde den Jugendlichen nicht zuerkannt.

Grigorij  wurde am 14. August 1926 geboren. Als er nach Dortmund kam war er 15 Jahre. Er war im Arbeitslager auf der Huckarder Straße und musste als Jugendlicher auf Union Zwangsarbeit leisten.  Er starb in der Nacht zum 11. September 1942 im Arbeitslager Huckarder Straße. Da war er 16 Jahre.


Sergej wurde am 21. Dezember 1928 geboren. Er stammt aus Lischansk. Als er nach Dortmund kam war er 14 oder 15 Jahre alt. Er starb in der Nacht zum 23. Mai 1944 während eines Fliegerangriffs. Da war er 16 Jahre alt. Er starb im Bombenhagel, denn er durfte, wie alle Zwangsarbeiter*innen, die Schutzräume nicht aufzusuchen.

Erinnern – Mahnen – Gedenken

Wir erinnern am 22. Juni 2024, um 11.00 Uhr, am Mahnmal auf der Kulturinsel im Phoenix-See in Dortmund – Hörde an den Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion und an das Schicksal der Menschen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden. Zur Gedenkstunde laden wir herzlich ein.

Am 22. Juni 1941 überfiel Nazi-Deutschland die Sowjetunion. Dieser Krieg war als Vernichtungskrieg geplant. Es ging um den Raub des Landes und seiner Reichtümer. Dafür sollten Millionen Menschen in der Sowjetunion ums Leben gebracht oder versklavt werden. 27.000.000 Menschen aus der Sowjetunion starben in diesem Vernichtungskrieg. Fast 3.000.000 Menschen wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Sie erlebten Hunger, schwerste Arbeit, rassistische Verfolgung und ständige Bestrafungen.

Veranstalter:  

Förderverein Gedenkstätte Steinwache-Internationales Rombergpark-Komitee e.V.

Einladung zum Download

„Der letzte Weg“

Eine Aktion am 9. Mai gegen das Vergessen

Mit der Aktion „Der letzte Weg“ sollte am 9. Mai, am Tag des Sieges über das todbringende Regime der Hitlerfaschisten, an die Menschen erinnert werden, die ihr Leben verloren haben. Am Gedenkstein an der Westfalenhalle, genau dort wo sich der Eingang zum Kriegsgefangenenlager Stalag VI D befand, wurde mit den Portraits von 80 dort verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen an die Leiden und den Tod tausender Menschen erinnern. Danach machten sich die Teilnehmer*innen auf den Weg zum internationalenFriedhof. Der Weg, den die Teilnehmer*innen zurücklegten, war für tausende Menschen ihr letzter Weg. Auf dem internationalen Friedhof am Rennweg stellten die Teilnehmer*innen die 80 Portraits der Kriegsgefangenen auf. Für kurze Zeit soll mit der Aktion „Der letzte Weg“ 80 von mehreren tausend Menschen ein Name und ein Gesicht geben werden.

Am 8. bzw. am 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Der Sieg der Alliierten über Nazideutschland brachte ganz Europa und auch den Menschen in Deutschland die Befreiung vom Faschismus. Dieser Sieg über Nazideutschland wurde hart erkämpft, viele Menschen haben dafür ihr Leben gegeben.

Einen sehr großen Anteil an diesem Sieg hatten die Menschen aus den unterschiedlichen Republiken der Sowjetunion – heute eigenständige Länder – Die Sowjetunion und die Rote Armee erkämpften diesen Sieg unter unsäglichen Opfern. 10.000.000 Rotarmistinnen und Rotarmisten verloren ihre Leben. Mindesten  17.000.000 Zivilistinnen und Zivilisten wurden ums Leben gebracht. Jede Familie in der ehemaligen Sowjetunion hat Opfer zu beklagen.

Das „Unsterbliche Regiment“

Der Tag des Sieges über den Faschismus ist in vielen Ländern ein Tag der Freude, der besonders feierlich begangen wird. So findet seit einigen Jahren in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion die zivilgesellschaftliche Aktion „Das Unsterbliche Regiment“ statt. Die Menschen erinnern sich und bewahren so die Geschichte ihrer Familienangehörigen, in dem sie auf den Straßen und Plätzen ihrer Stadt das Portrait ihrer Angehörigen zeigen.

Diesen Gedanken haben wir am 9. Mai  aufgegriffen und 80 Portraits von sowjetischen Kriegsgefangenen angefertigt, die mit mehrere tausend anderen Kriegsgefangenen in Dortmund starben.
In Dortmund  befand sich ein großes Kriegsgefangenenlager, das Mannschaftsstammlager Stalag VI D. Männer aus Polen, Frankreich, Serbien, Italien waren in diese Lager eingesperrt. Das schrecklichste Schicksal hatten die sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Lager C waren. Sie wurden rassistische verfolgt, gedemütigt und verachtet, ihnen wurden alle Rechte von Kriegsgefangenen abgesprochen. Man brachte sie zur Zwangsarbeit in die Stahlwerke und Rüstungsbetriebe im Ruhrgebiet, in die Betriebe und Einrichtungen im Sauerland und im Münsterland. Tausende überlebten die Zwangsarbeit nicht.

Sie starben im Lazarett des Stalag VI D. Ihr letzter Weg führte sie vom Stalag VI D an der Westfalenhalle über die heutige B1 zum Ausländerfriedhof, wo sie anonym begraben wurden. Heute ähnelt dieser Friedhof einem Park, die Gräber der Verstorbenen sind eingeebnet, es gibt keine Grabsteine, keine Kreuze mit den Namen des Verstorbenen.

Gegen das Vergessen

79 Jahre nach der Befreiung Europas vom Faschismus erinnern sich viele Politiker nicht mehr daran, dass Millionen Sowjetsoldaten dafür ihr Leben gaben. Gegen das Vergessen soll hier nicht mehr gelten.
Auch in Dortmund scheint diese Erinnerung nicht zu passen. Außer einem Gedenkstein gibt es keine Erinnerung an das Stalag VI D. Auf dem Internationalen Friedhof erinnert bis heute keine Grab, kein Kreuz und kein Grabstein namentlich an die sowjetischen Kriegsopfer, obwohl ihre Namen bekannt sind. Die lange geplanten Namensstelen wurden bisher nicht auf dem Internationalen Friedhof aufgestellt. Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern dazu werden nicht beantwortet

Die Stadtgesellschaft in Dortmund hat sich gegen das Auftreten von Nazis in ihrer Stadt gewehrt. Doch wer heute ernsthaft gegen Rechtsradikalismus demonstriert und nie wieder Faschismus will, muss sich erinnern, dass die Befreiung Deutschlands ungeheure Opfer der Alliierten und ganz besonders der Sowjetunion gefordert hat.

Das Projekt „Holz ist keine Marmor“ wird fortgesetzt

Während des Gedenkens zum Karfreitag wurden 28. März auf dem Internationalen Friedhof 3 Namenstafeln errichtet. Damit wird das Projekt „Holz ist keine Marmor“ fortgesetzt. Namentlich erinnert wurde an Michail Emeljanowitsch Kasanjuk, Galina Laktionowa und Nina Guniwa, die auf dem Internationalen Friedhof Rennweg begraben sind.

Galina Laktionowa

Galina Laktionowa kam als junges Mädchen nach Dortmund. Sie war eine Teenagerin, 17 oder 18 Jahre alt und musste in Dortmund Zwangsarbeit leisten. Von den annähernd 5.000.000 sowjetischen Zwangsarbeiter*innen wurden, neben den Kriegsgefangenen, auch fast 3.000.000 Zivilpersonen aus der Sowjetunion nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt. 4/5 waren Mädchen und junge Frauen. Die Zwangsarbeit war somit jung und weilblich. Die jüngsten waren erst 13 Jahre alt. Von Galina Laktionowa wissen wir heute nicht mehr als ihren Namen und ihr Geburtsjahr 1925. Sie starb am 8. März 1945 in Dortmund und wurde auf dem Internationalen Friedhof auf Feld 13 begraben.

Michail Emeljanowitsch Kasanjuk

Michail Emeljanowitsch Kasanjuk musste auf der Zeche Kaiserstuhl Zwangsarbeit leisten. Er war 22 Jahre alt als er im Bombenhagel in Dortmund starb. Michael wurde am 8.10.1921 in Dorf Timanowka bei Kiew geboren. Nach seiner Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Schlosser.

Am 17. April 1941 wurde er zum Militärdienst nach Batumi in Georgien, das damals zur Sowjetunion gehörte, einberufen. Der Angriff Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 gab auch seinem Leben eine tragische Wende. Schon im August 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Zunächst kam er in ein frontnahes Lager in Ostrow-Komorowo in Polen und im September 1941 in das Stalag (Mannschaftsstammlager) 310 (XI C) nach Bergen-Belsen in Niedersachsen. Er wurde unter der Erkennungsmarke-Nr. 13982 registriert und leistete Zwangsarbeit in Bau Bataillon 151 bei Altengrabow im heutigen Sachsen-Anhalt.

Im Dezember 1942 brachte man Michail in das Stalag VI A im sauerländischen Hemer und von dort sofort in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl in Dortmund. Die Zeche Kaiserstuhl war damals in Besitz von Hoesch. Auf den Zechen des Ruhrgebiets herrschte durch die Einberufung junger Bergleute zur Wehrmacht Arbeitskräftemangel, der durch den Einsatz von sowjetischen Kriegsgefangenen behoben werden sollte. So wurden die Kriegsgefangenen zu zehntausenden auf die Zechen gebracht. Bei dem Bombenangriff auf Dortmund am 5. Mai 1943 starb Michail zusammen mit 193 weiteren  Kriegsgefangenen des Arbeitskommandos 607R. Die sterblichen Überreste der Getöteten wurden auf Feld 4 des Internationalen Friedhofs ohne Nennung der Namen begraben.

Nina Guniwa

Nina Guniwa wurde im August 1945 geboren. Sie wurde nur wenige Wochen alt. Nina kam wahrscheinlich in einem Lager für displaced persons in Dortmund zur Welt. Sie war zu schwach und konnte nicht überleben. Von Nina wissen wir nur ihren Namen, ihr ungefähres Geburtsdatum und ihren Todestag. Sie wurde auf Feld 16 des Internationalen Friedhofs begraben. Auf diesem Feld befinden sich 117 Kindergräber. Die Mütter der verstorbenen Kinder mussten Zwangsarbeit in Dortmund leisten und konnten ihre Kinder deshalb nicht ausreichend versorgen.

Der Berg kennt keine Nationalität

Gedenken zum 80. Jahrestag des Grubenunglücks auf der Zeche Sachsen in Hamm Heessen

Am 3. April 1944 kam es um 10.15 Uhr auf Zeche Sachsen zu einer Schlagwetterexplosion auf der 3. Sohle in Flöz Präsident. Im Streb befanden sich zu diesem Zeitpunkt 76 sowjetische Kriegsgefangene, die selbständig in diesem Russenstreb arbeiten, und 4 Deutsche als Aufsichtspersonal. 25 Deutsche, 12 sowjetische Kriegsgefangene und 9 Ostarbeiter waren mit anderen Arbeiten am Unglücksort beschäftigt. Außerhalb des direkten Unfallorts starben weitere Bergleute. Ein Grubenwehrtrupp, der die Toten bergen sollte, wurde am Abend von einer weiteren Explosion überrascht. Die Männer erlitten schwere Verletzungen, nur einer überlebte. Die schreckliche Bilanz dieses Unglückstages waren 169 Tote, 101 sowjetische Kriegsgefangene, 56 Deutsche und 12 Ostarbeiter. Unter Tage finden 127 Bergleute ihr gemeinsames Grab, darunter 94 sowjetische Kriegsgefangene.

Der Allgemeine Knappenverein „Glück Auf“ Hamm-Nordenfeldmark Heessen sowie weitere Vereine und Persönlichkeiten der Hammer Politik, darunter der Oberbürgermeister, gedachten am 3. April auf dem Dasbecker Friedhof der Verunglückten von Zeche Sachsen. In Ihrer Ansprach erinnerte die Bezirksbürgermeister von Heessen, Erzina Brennecke, daran, dass der Berg keine Nationalität kennt. Die 167 Bergleute starben ohne Ansehen der Person gemeinsam und 127 von ihnen fanden ihr gemeinsames Grab unter Tage.

27. Januar 1944 – Befreiung Leningrads

Am 27. Januar 2024 fand auf Einladung von Dortmunder Friedensorganisationen eine Lesung mit Berichten aus dem Blockadebuch von Daniil Granin und Ales Adamowitsch statt. Anlass war das Ende der Blockade Leningrads vor 80 Jahren, am 27. Januar 1944.

Rund 70 Menschen waren gekommen. Sie hörten der Lesung mit Aufmerksamkeit und Ergriffenheit zu. 872 Tage lang – vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 – wurde die Stadt von der deutsche Wehrmacht belagert. Ziel war es, die Bevölkerung auszuhungern. Mehr als eine Million Bürgerinnen und Bürger der Stadt starben durch Hunger, Kälte und durch dauernde Fliegerangriffe.

In Tagebüchern und Berichten haben Leningrader und Leningraderinnen ihre Erlebnisse während der Blockade ihrer Stadt festgehalten. 3 Menschen kamen in der Lesung zu Wort, 3 von 3.000.000 Millionen, die in Leningrad eingeschlossen wurden.

Quelle: Blockadebuch – Leningrad 1941-1944, A.Adamowitsch, D.Granin, Aufbau-Verlag

Jura Rjabinkin, ein 16- jähriger Schüler
Lidia Georgijewna Ochapkina, eine Mutter zweier kleiner Kindern
Georgij Alexejewitsch Knjasew, Leiter des Archivs der Akademie der Wissenschaften der UdSSR

Gleichzeitig mit der Lesung war eine kleine Ausstellung zu sehen. 9 Tafeln zeigten das Schicksal der Leningrader Bürger und Bürgerinnen während der 872tägigen Blockade.






Mark Twerdochlebow

Er stammte aus dem Gebiet Stalino (dem heutigen Donezk) Von Beruf war er Bergmann. Er war verheiratet.
Am 17. Juni 1942 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Herbst 1942 brachte man ihn in das Stalag VI K (326) Senne. Dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 95605.
Man brachte ihn in das Stalag VI A Hemer und dann in das Arbeitskommando 755R Zeche Hansemann in Dortmund Mengede. Er erlitt am 2. Oktober 1943 einen Arbeitsunfall und wurde an der Hand verletzt. Am 15. Februar 1944 erlitt er bei einem Arbeitsunfall schwere Quetschungen am Körper, an denen er starb. Zwei Tage später wurde er auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 7 beerdigt. Er war 31 Jahre alt.

Iwan Pestrikow

Er wurde am 09. Juli 1913 im Gebiet Kirow geboren. Er war verheiratet und in der Landwirtschaft tätig. Als er in am 3. Juli 1941 in Lettland in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet, stand er im Rang eines Unterleutnants und war stellvertretender Kompaniechef. Im August 1942 kam er in das Mannschaftsstammlager (Stalag) X B Sandbostel. Dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 132529. Man brachte ihn am 23. August 1943 in das Stalag VI A nach Hemer und von dort am 28. August 1943 in das Arbeitskommando 756R Zeche Hansa in Dortmund Huckarde. Am 2. November 1943 unternahm er einen Fluchtversuch. Er wurde auf der Flucht erschossen und 2 Tage später auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 3 begraben. Er war 30 Jahre alt.

Erinnerung an sowjetische Kriegsopfer zum Volkstrauertag

Anlässlich des Volkstrauertages setzte der Historische Verein Ar.kod.M e.V. sein Projekt „Holz ist kein Marmor“ fort und stellte am 17. November 2023 um 10.00 Uhr auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg zwei weitere Holztafeln auf.

Erinnert wurde, stellvertretend für die vielen namenlosen sowjetischen Kriegsopfer, an Iwan Pestrikow und Mark Twerdochlebow.

Die Männer waren in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und mussten im 2. Weltkrieg auf Dortmunder Zechen Zwangsarbeit leisten. Ihre Namen, ihre persönlichen Verhältnisse und ihr Weg durch die Lager sind bekannt, denn Kriegsgefangene erhielten in den Lagern Registrierungspapier. Sie sind zudem im Sterbebuch der Stadt Dortmund namentlich genannt. Auf dem Internationalen Friedehof gab es jedoch bisher keinerlei namentliche Erinnerung an die beiden Männer.

Iwan Pestrikow stammte aus dem Gebiet Kirow in Zentralrussland. Als er in am 3. Juli 1941 in Lettland in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet, stand er im Rang eines Unterleutnants und war stellvertretender Kompaniechef. Am 28. August 1943 kam er in das Arbeitskommando 756R der Zeche Hansa in Dortmund Huckarde. Er unternahm am 2. November 1943 mit Mitgefangenen einen Fluchtversuch und wurde auf der Flucht erschossen. Er ist auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 3 begraben.

Mark Twerdochlebow kam aus demGebiet Stalino, dem heute Donezk. Von Beruf war er Bergmann. Er geriet 17. Juni 1942 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn Arbeitskommando 755R Zeche Hansemann in Dortmund Mengede. Am 15. Februar 1944 erlitt er bei einem Arbeitsunfall schwere Quetschungen am Körper, an denen er starb. Er wurde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 7 beerdigt.